Elon Musk hat viel Geld, doch für seine gigantischen Pläne braucht er noch viel mehr davon. Zehn Milliarden Dollar alleine für ein XXL-Netz von Mini-Satelliten, das seine Raumfahrt-Firma SpaceX um die Erdkugel knüpfen möchte, um die Menschheit ( und auch irgendwann den Mars) mit Internet aus dem Orbit zu versorgen.
Nun hat er für seine Idee eines " gigantischen globalen Internet-Anbieters" einen liquiden Partner gefunden: Der Internet-Konzern Google steigt gemeinsam mit einem Investmentfonds mit insgesamt einer Milliarde Dollar in SpaceX ein. Die beiden Geldgeber hielten damit etwa zehn Prozent der Anteile, bestätigte SpaceX die Berichte des verlässlichen Silicon-Valley-Portals The Information und des Wall Street Journals (WSJ). Die Bewertung von SpaceX liegt damit höher als zehn Milliarden Dollar.
Eigentlich gilt Musk als ein Mann, der keinen großen Wert auf einflussreiche Investoren legt, die dem als detailversessen bekannten Paypal- und Tesla-Gründer in die Suppe spucken. Doch der Google-Einstieg ergibt durchaus Sinn, haben beide Firmen doch ein Problem auf dem Weg zum Satelliten-Internet der Zukunft. Und das hat mit dem ehemaligen Google-Mitarbeiter Greg Wyler zu tun.
Satelliten-Netzwerk:Tesla-Gründer will den Mars mit Internet versorgen
Multimilliardär Elon Musk möchte ein weltweites Satelliten-Internet aufbauen - für die Erdbewohner von heute und die Marsbewohner der Zukunft. Größenwahnsinnig? Vielleicht, doch auch für sein Investment in Tesla wurde er einst belächelt.
Ex-Googler hat die Rechte für Frequenzen
Der erfahrene Satelliten-Techniker Wyler arbeitete für Google seit 2013 daran, per Satellit die etwas paternalistisch "die restlichen drei Milliarden" genannten Menschen ohne Internet mit Zugang zur Online-Welt zu versorgen. Doch im vergangenen Sommer - Google hatte zu diesem Zeitpunkt schon mehr als eine Milliarde Dollar investiert - stieg Wyler plötzlich aus.
Wyler gründete nicht nur mit OneWeb eine neue Firma, sondern hält offenbar die Rechte an wichtigen Funkfrequenzen, um die Datenpakete von den Satelliten auf die Erde zu liefern. Zunächst hieß es, dass er nun mit seinem alten Freund Musk und SpaceX gemeinsame Sache mache; allerdings konnten sich die beiden jedoch nicht einigen, wer in dem Projekt das Sagen haben soll, so das WSJ.
"Greg und ich haben fundamental andere Ansichten zur Architektur. Wir wollen einen Satelliten, der sehr viel ausgeklügelter als das ist, was Greg sich vorstellt", erklärte Musk vor wenigen Tagen dem Magazin Businessweek und fügte angriffslustig hinzu: "Ich denke, es sollte zwei konkurrierende Systeme geben."
Branson investiert in OneWeb
Diese zwei konkurrierenden Systeme entstehen nun tatsächlich: Vergangene Woche gab Wyler bekannt, für seine neue Firma zwei namhafte Investoren gefunden zu haben. Den Halbleiter-Hersteller Qualcomm und ausgerechnet die Virgin Group von Richard Branson. Der britische Multimilliardär gilt mit seiner Firma Virgin Galactic bereits als Musk-Erzrivale im Kampf um die Zukunft der privatisierten Raumfahrt - nun fährt er ihm auch im Satelliten-Geschäft in die Parade.
Branson, der Musk in Sachen Großmäuligkeit nicht fürchten muss, trug SpaceX über Businessweek großzügig eine Partnerschaft an. Ohne die nötigen Funkfrequenzen sei Musks Vorhaben ohnehin zum Scheitern verurteilt.
Das glaubt der amerikanische Milliardär nicht: Statt über Funkwellen will er nun das Internet offenbar über optische Laser in Richtung Boden schicken. Die Methode ist umstritten, da die Datenpakete so buchstäblich in den Wolken hängenbleiben könnten. Das weltweite Internet aus dem Orbit, das mehrere Tausend kleine Satelliten übertragen sollen, sei noch mindestens fünf Jahre entfernt, gab Musk zu; OneWeb will zum Ende des Jahrzehnts mit deutlich weniger Raumflugkörpern online gehen.
Google hat auch Alternativen
Google kann sich die Entwicklung in Ruhe ansehen. Eine Milliarde Dollar ist für die Firma nicht viel Geld und nicht die erste Investition, um den Internet-Zugang in entlegene Regionen zu bringen.
Mit Titan Aerospace kaufte der Konzern vergangenes Jahr ein Startup, das Solar-Drohnen baut. Auch das Satelliten-Startup Skybox Imaging gehört inzwischen zur Firma. Mit Google Loom testet es, ob Ballons für die Datenübertragung geeignet sind. Auch Konkurrent Facebook arbeitet gemeinsam mit Firmen wie Nokia und Samsung daran, den abgelegenen Teil der Welt über Drohnen und Satelliten zu vernetzen.
Ob das Internet über Mikro-Satelliten angesichts gigantischer Entwicklungskosten wirklich eine profitable Angelegenheit werden kann, gilt noch nicht ausgemacht. "Es ist sehr unwahrscheinlich, dass du ein erfolgreiches Geschäft daraus machen kannst", zitierte die Los Angeles Times den Satelliten-Branchen-Kenner Roger Rush. "Das steht im Widerspruch zu den bisherigen Erfahrungen. Diese Leute legen sich mit den Gesetzen der Physik an."