Raumfahrt:Frühwarnsystem im All soll Feuer innerhalb von Minuten melden

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Der Satellit von Ororatech birgt eine selbst entwickelte Wärmebildkamera, um damit Brände aufspüren zu können. (Foto: Ororatech/oh)

Das Münchner Start-up Ororatech bringt seinen ersten Satelliten in die Erdumlaufbahn, um Waldbrände schneller erkennen zu können. Bald sollen 100 solcher Kamerasysteme um die Erde fliegen.

Von Dieter Sürig

Seit gut drei Jahren tüfteln die Gründer des Start-ups Orbital Oracle Technologies (Ororatech) an einem Satellitensystem, mit dem sie Waldbrände und Buschfeuer weltweit in Echtzeit entdecken können. So können Behörden und private Waldbesitzer schneller mit der Brandbekämpfung beginnen als dies oft der Fall ist, wenn sie etwa auf Beobachtungs-Türme oder Überwachungsflüge angewiesen sind. Am Donnerstag haben die Gründer um Thomas Grübler ihren ersten Demo-Satelliten in die Erdumlaufbahn bringen lassen: Groß wie ein Schuhkarton und mit einer selbst entwickelten Infrarot-Wärmebildkamera ausgestattet. Dabei haben die Münchner in Kooperation mit der Kleinsatellitenfirma Spire einen Gemeinschaftsflug des Raketenbauers Space-X mit der Falcon 9 gebucht, die rund 100 Kleinsatelliten an Bord hat. Später will Ororatech mit Kleinraketen von Isar Aerospace starten.

Der Satellit von Ororatech soll auf etwa 525 Kilometern Höhe die Erde umkreisen und hochauflösende Wärmebilder der Oberfläche erfassen. Diese werden dann im Satelliten analysiert und zur Erde gesendet. "Damit verringert sich die Zeitspanne zwischen Feuererkennung und Feueralarm signifikant von zwei Stunden auf wenige Minuten", sagt Gründer Grübler. Bislang besteht das Problem, dass die Daten des Erdbeobachtungsnetzes Copernicus der europäischen Weltraumorganisation Esa und die anderer Forschungssatelliten die Hauptbrandzeit zwischen 14 und 18 Uhr wegen der Lichtverhältnisse nicht abdecken.

Ororatech hat sich vorgenommen, das zu ändern. Zu diesem Zweck will das Unternehmen in diesem Jahr weitere Satelliten ins All bringen. Ende 2023 sollen acht Einheiten die Erde umkreisen. Bis 2026 will Ororatech einen Schwarm von 100 Kleinsatelliten im niedrigen Erdorbit platzieren. Das Start-up kann dann innerhalb einer halben Stunde weltweit Waldbrände und Buschfeuer ab 100 Quadratmetern Größe melden.

Ororatech hat gerade 5,8 Millionen Euro eingesammelt

Grübler sieht sich in der Dringlichkeit der Mission durch Brände wie jüngst in Colorado bestätigt. In zwei Tagen hatten die Flammen dort Ende Dezember fast 1000 Häuser zerstört und Schäden in Höhe von einer Milliarde Dollar verursacht. "Solche Naturkatastrophen verstärken auch den Klimawandel", sagt er. Durch Waldbrände würden jedes Jahr mehrere Gigatonnen CO₂ freigesetzt. Mit Satelliten ließen sich auch abgelegene Gegenden in Echtzeit beobachten. Damit könnten präzisere Risikoanalysen erstellt und Brände verhindert werden.

"Bereits die ersten gewonnen Daten werden zeigen, was in Zukunft möglich sein wird und den Weg zu einer verbesserten Abdeckung genaueren Vorhersagen ebnen", sagt Wolfgang Neubert, Partner bei Apex Ventures. Das Wagniskapitalunternehmen hat sich neben den Investoren Findus und Ananda Impact sowie dem Wachstumsfonds Bayern und weiteren Geldgebern 2021 an einer Finanzierungsrunde beteiligt, bei der 5,8 Millionen Euro zusammenkamen.

An Bord der Falcon 9 waren auch Komponenten des Germeringer Start-ups Dcubed - darunter ein Selfie-Stick, mit dem Kunden von der Erde aus Werbebilder und andere Fotos im All machen können.

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