Ratgeber:Brauchen Frauen eine spezielle Finanzberatung?

Lesezeit: 2 Min.

Eigentlich ist eine Frauen-Finanzberatung ähnlich schräg wie die Erfindung von Frauen-Chip, aber sie macht Sinn, sagt Autorin Isabell Pohlmann. (Foto: obs)
  • Zum Internationalen Frauentag am 8. März bringt die Stiftung Warentest einen "Finanzplaner Frauen" heraus.
  • Die Autorin begründet die Notwendigkeit eines solchen Planers mit längeren Auszeiten und Teilzeitphasen der Frauen.
  • Letztendlich gibt es aber nur gute und schlechte Finanzplanung, nicht männliche und weibliche.

Von Henrike Roßbach

"Ich brauche keine Millionen, mir fehlt kein Pfennig zum Glück", sang Marika Rökk 1939 im Glitzerfummel und mit Augenaufschlag in dem Revue-Film "Hallo Janine". Eine Torheit, denn von "Musik, Musik, Musik" kann eine Frau ebenso wenig leben wie von Luft und Liebe; früher nicht, und heute noch viel weniger.

Für jene Frauen, die das nicht glauben wollen, hat die Stiftung Warentest nun einen "Finanzplaner Frauen" aufgelegt, pünktlich zum Internationalen Frauentag am 8. März. Untertitel: "Sorgenfrei, sicher und unabhängig durch alle Lebensphasen". Von A wie Abgabenrechner bis Z wie Zusatzjob arbeitet sich die Autorin Isabell Pohlmann durch Geldfragen rund ums erste Kind, die Rückkehr in den Beruf, um Trennung, Patchwork-Familie, Gehaltspoker, Aktien und Versicherungen.

Eigentlich ist eine Frauen-Finanzberatung ähnlich schräg wie die Erfindung von Frauen-Chips, die dezenter krachen beim Kauen. Doch obwohl es letztlich nur gute und schlechte Finanzplanungen gibt, nicht männliche und weibliche, weist Pohlmann darauf hin, dass die Ausgangssituation vieler Frauen eine andere sei als die von Männern. "Frauen haben in ihrem Berufsleben oft längere Auszeiten und Teilzeitphasen als Männer", sagt sie, zudem verdienten sie häufig weniger.

Frauen haben kleinere Renten, von denen sie aber länger leben müssen

In der Tat sind Frauen überrepräsentiert in schlecht bezahlten Berufen, etwa im Sozialwesen, und verhandeln oft weniger hart ums Gehalt. Zusammen mit Auszeiten und Teilzeit führt das dazu, dass sie im Schnitt gut ein Fünftel weniger verdienen als Männer; wenn alle strukturellen Faktoren herausgerechnet werden, immer noch sechs Prozent. Im Alter haben sie dann kleinere Renten, von denen sie aber länger leben müssen. Das Wirtschafts- und Sozialwissenschaftliche Institut der gewerkschaftsnahen Hans-Böckler-Stiftung beziffert die Rentenlücke heutiger Rentnerinnen gegenüber Rentnern auf 53 Prozent. Immerhin ist die Tendenz sinkend, weil inzwischen weniger Mütter komplett aus dem Beruf aussteigen. "Ein Jahr Minijob bringt später höchstens rund 4,50 Euro Rente im Monat", warnt Pohlmann.

Sie verstehe, dass gerade Mütter kleiner Kinder in Teilzeit arbeiteten. "Teilzeit ist aber nicht gleich Teilzeit." Frauen sollten sich überlegen, was sie sich wirklich leisten können. "Vielleicht gehen ja auch 25 bis 30 Stunden." Pohlmann betont zudem, auch die beste Partnerschaft, in der die Frau mitversorgt ist, könne in die Brüche gehen. 2016 wurden zwar mehr als 410 000 Ehen geschlossen, aber auch mehr als 160 000 geschieden. Alleinerziehende haben dem Statistischen Bundesamt zufolge eine etwa doppelt so hohe Armutsgefährdungsquote wie die Bevölkerung insgesamt. "Einmal Zahnarztgattin, immer Zahnarztgattin" - das gilt schon ziemlich genau zehn Jahre lang nicht mehr, seit die Reform des Unterhaltsrechts in Kraft trat und mit ihr der Gedanke der "nachehelichen Eigenverantwortung" an Gewicht gewann.

Falls das Leben irgendwann mal mit weniger Glitzer um sich wirft, sollten Frauen sich daher lieber an Marilyn Monroe halten als an Marika Rökk. Die wusste: "Diamonds are a girl's best friend" - und dass Küsse zwar eine feine Sache sind, man mit ihnen aber nicht die Miete bezahlen kann.

© SZ vom 08.03.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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