Private Krankenversicherung:Beamtenversicherer FAMK am Ende

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Die Freie Arzt- und Medizinkasse in Frankfurt muss gerettet werden. Nach zwei Verlustjahren ist das Eigenkapital aufgebraucht. Jetzt soll die FAMK von der befreundeten Inter in Mannheim aufgefangen werden.

Von Herbert Fromme, Köln

Die Freie Arzt- und Medizinkasse (FAMK) in Frankfurt kann nicht mehr weitermachen. Sie wird ihre Verträge und das Vermögen nach SZ-Informationen auf die Inter Krankenversicherung in Mannheim übertragen und dann aufgelöst.

Das Frankfurter Unternehmen hat nach zwei Verlustjahren kein Eigenkapital mehr und muss von der Inter aufgefangen werden. Im Jahr 2022 betrug der Verlust 8,4 Millionen Euro, 2023 weitere 3,4 Millionen Euro. Hintergrund der Schieflage ist ein Streit mit den Beihilfestellen des Landes Hessen.

Die Inter will die Verträge unverändert fortführen. Das Unternehmen versichert rund 22 000 Beamtinnen und Beamte, Anwärterinnen und Anwärter sowie deren Familienangehörige. Die meisten Mitglieder sind Beamte der hessischen Polizei und der Berufsfeuerwehren.

Die beiden privaten Krankenversicherer haben bei der Bafin eine sogenannte Vermögensvollübertragung der FAMK auf die Inter beantragt. Dabei werden alle Verträge und das gesamte Vermögen - vor allem die den Kunden zustehenden Alterungsrückstellungen - auf die Inter übertragen. Anschließend wird die FAMK aufgelöst.

Die Fusion soll, sofern die Bafin zustimmt, rückwirkend zum 1. Januar 2024 vollzogen werden. Die FAMK ist wie die Inter ein Versicherungsverein auf Gegenseitigkeit. Sie hat keine Aktionäre, sondern gehört ihren Versicherten. Die Mitgliedervertretung habe den Plan begrüßt, heißt es in Unternehmenskreisen. Einen Beschluss gibt es bisher nicht, erst muss die Bafin ihr OK geben. Die Aufsichtsbehörde muss bei ihrer Entscheidung sicherstellen, dass die Interessen der Versicherten bei beiden Unternehmen gewahrt werden.

Schon bisher arbeiten die beiden Versicherer eng zusammen. Ihre Vorstandsmitglieder sind identisch, zudem betreibt die Inter bereits Teile der Verwaltung der FAMK.

Die Gesellschaft wurde Opfer einer komplizierten rechtlichen Gemengelage. Bis Ende September 2023 hatte sie ein einzigartiges Geschäftsmodell: Sie war eine Mischung aus gesetzlicher Krankenversicherung und privater Krankenversicherung. Sie zog für ihre Mitglieder auch die Beihilfezahlungen von den staatlichen Beihilfestellen ein.

Doch die einst gute Zusammenarbeit mit den Beihilfestellen ist seit einiger Zeit einem heftigen Streit um die richtige Bezahlung mancher ärztlicher Leistungen gewichen.

Beihilfestelle für die hessischen Beamtinnen und Beamten ist das Regierungspräsidium in Kassel. Derzeit sollen noch knapp 100 000 Beihilfeanträge strittig sein. Es gehe um einen "mittleren zweistelligen Millionenbetrag", so ein Insider. Das Geld fehlte in den Kassen der FAMK, das bedeutete den Untergang.

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