Opel: Lena:Ein Hauch von Glamour für Opel

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Die Sängerin Lena Meyer-Landrut soll die Automarke Opel vom angestaubten Image befreien. Darum setzen beim Eurovision Song Contest die Rüsselsheimer ihrer Hoffnung auf Lena.

Thomas Fromm

Es wäre ein Erfolg für Opel, wenn auch nur ein kleiner. Wenn Lena Meyer-Landrut am Samstag in Düsseldorf um den Sieg beim Eurovision Song Contest kämpft, dann singt sie nicht nur für sich selbst. Die Schlagersängerin singt auch für den angeschlagenen Rüsselsheimer Autobauer. Als die Opel-Manager die junge Chanteuse im vergangenen Jahr als Markenbotschafterin einkauften, stapelten sich in Rüsselsheim die Studien der Marketing-Strategen. Sie waren vernichtend: Opel, eine alte, eine verstaubte Marke. Weit weg von der Jugend. Lena sollte die Lösung sein.

Würde Lena am Wochenende gewinnen, könnte ein wenig vom Glamour der Schlager-Lena auch auf Opel abstrahlen. (Foto: dapd)

Würde Lena am Wochenende gewinnen, würde Opel wohl kaum über Nacht mehr Autos verkaufen. Aber ein wenig vom Glamour der Schlager-Lena, so das Kalkül, dürfte dann auch auf Opel abstrahlen. Mal wieder gewinnen, die Nummer eins sein - das hat es bei Opel lange mehr nicht gegeben.

Schwachstelle im Konzern

Dabei sind die Ziele bei Opel bislang bescheiden. Die Konzernmutter General Motors gibt sich schon damit zufrieden, wenn die Europa-Tochter in 2011 aus den roten Zahlen kommt. Im ersten Quartal lag GM in Europa mit 400 Millionen Dollar im Minus, das allein verbuchten die Manager schon als einen Erfolg. Denn es waren 600 Millionen Dollar weniger Verlust als im Vorjahresquartal.

Opel, das ist nach wie vor die Schwachstelle im großen General-Motors-Konzern. Der US-Koloss war vor zwei Jahren pleite, inzwischen macht er nach einem erfolgreichen Börsengang wieder Milliardengewinne, allein im ersten Quartal waren es 3,2 Milliarden Dollar. Hohe Verluste in Europa, satte Gewinne in den USA: Experten überrascht es daher kaum, dass GM auf dem Heimatmarkt nun wieder kräftig investieren will. Zwei Milliarden Dollar will der Konzern in die Hand nehmen, um insgesamt 17 Fabriken in der Heimat zu modernisieren. 4000 neue Arbeitsplätze sollen dabei geschaffen werden.

"Wir tun das, weil wir zuversichtlich sind, was die Nachfrage nach unseren Autos und die Wirtschaft angeht", sagte Konzernchef Dan Akerson. Der Autoboss hat allen Grund zur Freude: GM-Marken wie Chevrolet und Cadillac verkaufen sich wieder gut wie seit Jahren nicht mehr, der Absatz brummt, die US-Kunden wollen neue, auch spritsparende Autos. Nun sollen gerade diejenigen wieder in Lohn und Brot geholt werden, die im Zuge der Insolvenz 2009 ihre Arbeit verloren hatten. Es waren Zehntausende, die damals gehen mussten.

Während die Amerikaner in der Heimat wieder Jobs schaffen, bleibt es in Europa beim harten Kurs. 8000 Stellen streicht GM bei seiner Europatochter, 4000 davon allein in Deutschland. Dabei soll es auch nach der Ankündigung von Akerson bleiben. "Es ist so, wir sind von den Aufbauplänen nicht betroffen", sagte ein Opel-Sprecher. Im Gegenteil: Während GM in Detroit seine jüngsten Erfolge mit neuen Jobs feiert, verhandeln Arbeitgeber und Arbeitnehmer in Bochum weiterhin noch über die Zukunft von 1200 Mitarbeitern - 600 Jobs sind hier im Ruhrgebiets-Werk bereits gestrichen worden. Opel bietet den Mitarbeitern Abfindungen und die Möglichkeit an, gegen Zahlung einer Prämie ins Rüsselsheimer Stammwerk zu wechseln.

Sollten nicht ausreichend Einigungen zustande kommen, drohen bis zum Jahresende Kündigungen im großen Stil. "Wir rechnen in den nächsten vier bis sechs Wochen mit Entscheidungen", heißt es bei Opel. Im Bochumer Betriebsratsbüro hofft man, dass die Konzernpläne zum Stellenabbau noch einmal überprüft werden. "Die Erde hat sich weiter gedreht", sagte Rainer Einenkel, Betriebsrats-Chef des Bochumer Opel-Werks, der Süddeutschen Zeitung. "Und die Pläne, nach denen wir hier saniert werden, sind inzwischen zwei Jahre alt."

Doch entschieden wird über die Bochumer Jobs in Detroit. Dort hat man bisher nur neue Stellen für die USA angekündigt - am Sanierungsplan für das Werk in Bochum dagegen hält man aber fest.

© SZ vom 12.05.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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