Ölkatastrophe im Golf von Mexiko:Drei Eilanträge, eine Explosion

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Angeblich wechselte BP kurz vor Explosion auf der Bohrinsel Deepwater Horizon wichtige Teile der Förderanlage. Experten sehen darin eine mögliche Unfallursache.

Eine Woche vor der Explosion der Plattform Deepwater Horizon hat der Ölkonzern BP innerhalb von 24 Stunden drei Eilanfragen gestellt, um Änderungen an der Bohrung vorzunehmen. Dies berichtet das Wall Street Journal unter Berufung auf Behördendokumente. Experten sagten der US-Zeitung, eine dieser Maßnahmen hätten den Unfall am 20. April begünstigen können. Die zuständige US-Behörde Minerals Management Service (MMS) hatte demnach alle Anträge schnell genehmigt, in einem Fall innerhalb von fünf Minuten.

Vor der Explosion auf der Bohrinsel Deepwater Horizon hatte BP Probleme bei der Ölgewinnung. (Foto: ap)

Die Zahl der Eilanträge von BP sei äußerst ungewöhnlich, so das Wall Street Journal. Seit 2004 habe es bei 2200 Ölquellen im Golf von Mexiko nur einen Fall gegeben, in dem eine Firma drei Änderungen innerhalb von 24 Stunden beantragt hätte.

Erste Zahlen zum Schaden

Offenbar hatte die Deepwater Horizon eine Woche vor dem Unfall Probleme bei der Förderung. Die Plattform verlor dem Bericht zufolge Bohrflüssigkeit und hatte mit Erdgas zu kämpfen, das in das Bohrloch eindrang. Am 14. April abends und am 15. April morgens beantragte BP beim MMS den Einsatz neuer Förderrohre. Beide Wünsche wurden umgehend genehmigt. Im dritten Antrag am Nachmittag des 15. April informierte BP dann den MMS, dass sie "irrtümlich" versäumt hätten, ein bereits im Einsatz befindliches Rohr zu erwähnen. BP, MMS und der Plattformbetreiber Transocean kommentierten den Bericht nicht.

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Unterdessen zeichnet sich der finanzielle Schaden für BP ab. In den ersten fünf Wochen habe der Untergang der Bohrinsel bereits eine Milliarde Dollar gekostet, sagte ein BP-Sprecher. Dazu gehören unter anderem Kosten für die Eindämmung des Öls, die Säuberung von Stränden, die Versuche, die Bohrlöcher zu stopfen sowie 35 Millionen Dollar, die bereits als Entschädigung an Fischer ausgezahlt wurden. Die noch folgenden Kosten konnte der Sprecher nicht beziffern. Der britische Versicherer Lloyds schätzt derweil allein die Folgeschäden an den US-Küsten auf bis zu 600 Millionen Dollar.

Aktien verliert massiv

BP ist nach eigenen Angaben gegen Entschädigungsforderungen über eine Tochterfirma abgesichert. Über den Namen des Versicherers und die Deckungssumme hüllt sich der Energiekonzern jedoch in Schweigen.

Auch auf dem Aktionmarkt hinterlässt der Unfall seine Spuren: Angesichts der bislang erfolglosen Abdichtungsversuche des Lecks und der Befürchtungen, dass noch zwei Monate lang ungehindert Öl in den Golf von Mexiko laufen könnte, stürzte die BP-Aktie in London um etwa 15 Prozent ab. Seit der Explosion der Bohrinsel vor sechs Wochen sank der Börsenwert von BP um mehr als ein Drittel oder 67 Milliarden Dollar. Das macht den Ölkonzern Analysten zufolge zunehmend zu einem Übernahmekandidaten.

Der Wert der Aktie des Konzerns sank vom Tag vor dem Unfall bis zum Dienstag um fast 35 Prozent. Allein an dem Dienstag waren es 13 Prozent.

Am 20. April explodierte die Plattfrom Deepwater Horizion im Golf von Mexiko. Dabei starben elf Arbeiter. Seitdem tritt kontinuierlich Erdöl aus dem Bohrloch aus. Es wird die schlimmste Ölkatastrophe der Geschichte befürchtet. Bis jetzt sind schon 600.000 Liter in das Meer geflossen.

© sueddeutsche.de/dpa/nog - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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