Nordsee:Fischbrötchen und Knusperjoghurt passen eben nicht zusammen

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20 Millionen Kunden bewirtet Nordsee nach eigenen Angaben jedes Jahr. (Foto: Rolf Braun/imago)
  • Die Imbisskette Nordsee ist bislang Teil des "Müllermilch"-Konzerns - doch der will sie nun loswerden.
  • Nordsee hatte schon lange eine "Sonderstellung" im Konzern, heißt es, denn so richtig passen Backfisch und Joghurt einfach nicht zusammen.

Von Angelika Slavik, Hamburg

Über die Frage, was ein Fischbrötchen zu einem guten, nein: zum einzig akzeptablen Fischbrötchen macht, kann man in Norddeutschland tagelang streiten. Ein Salatblatt oder zwei? Viel Soße oder wenig? Ein weiches Brötchen oder ein knuspriges? Das ist verdammt kompliziert - wie immer, wenn es um die Klassiker geht, die Menschen schon aus ihrer Kindheit kennen.

So ein Klassiker ist auch die Imbisskette Nordsee. Es gibt sie praktisch immer schon, gefühlt hat sich hier nie etwas verändert: ein Fischbrötchen auf die Hand, zwei Lachsfilets für zu Hause, bis nächste Woche. Wer länger als fünf Minuten bleibt, bekommt den Frittierfett-Geruch in seiner Kleidung gratis dazu. Doch auch wenn das Einkaufserlebnis immer das gleiche ist - hinter den Kulissen kommt Nordsee schon seit Jahren nicht zur Ruhe. Nun bekommt das Unternehmen einen neuen Eigentümer. Schon wieder.

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Künftig wird der Schweizer Finanzinvestor Kharis Capital die Geschicke des Unternehmens bestimmen. Kharis Capital kauft Nordsee von HK Food, einer Tochter der Unternehmensgruppe Theo Müller, besser bekannt als "Müllermilch". Der Kaufpreis wurde nicht genannt - Müller hat allerdings wohl seit geraumer Zeit versucht, Nordsee loszuwerden. Schon vor zwei Jahren wurde in der Branche geraunt, Müller habe eine Investmentbank mit der Suche nach einem geeigneten Käufer beauftragt, von etwa 300 Millionen Euro als möglichem Kaufpreis war die Rede.

Offiziell bestätigt wurden die Verkaufspläne damals nicht, allerdings räumte das Unternehmen ein, dass Nordsee innerhalb des Müllerimperiums eine "Sonderstellung" habe - was man wohl so interpretieren darf: Backfisch und Knusperjoghurt, das passt eigentlich nicht zusammen. Jetzt, wo der Verkauf endlich über die Bühne geht, wird man deutlicher: Müller wolle sich lieber auf sein Kerngeschäft konzentrieren, heißt es, neben der Herstellung von Molkereiprodukten macht das Unternehmen auch Feinkostsalat und Dressings.

Etwa 350 Schnellrestaurants betreibt Nordsee heute

Bis 2005 gehörte Nordsee dem Finanzinvestor Apax - der war es auch, der den Lebensmittelhersteller Deutsche See 1998 von Nordsee abspaltete. Dann stieg der Bäckereiunternehmer Heiner Kamps bei Nordsee ein. 2011 wurde Kamps Chef bei Müllermilch. Müller wiederum übernahm die Mehrheit an Nordsee. Als er sich Ende 2014 von der Müllermilch-Spitze zurückzog, stieg Kamps wieder bei Nordsee ein. Finanzielle Details wurden damals nicht genannt. Kamps bleibt auch nach dem neuen Verkauf beteiligt.

Nordsee wurde 1896 in Bremen von Kaufleuten und Reedern als "Deutsche Dampffischerei-Gesellschaft Nordsee" gegründet, heute betreibt das Unternehmen etwa 350 Schnellrestaurants, die meisten davon in Deutschland und Österreich. 20 Millionen Kunden bewirtet Nordsee nach eigenen Angaben jedes Jahr und erwirtschaftete mit 6000 Mitarbeitern zuletzt 350 Millionen Euro Jahresumsatz.

In den vergangenen Jahren bemühte sich das Unternehmen sichtlich, seine Zielgruppe zu erweitern: Es gibt jetzt auch vegane Snacks, zudem sind einzelne Nordsee-Foodtrucks im Einsatz. Auch mit der Renovierung von Filialen wurde begonnen.

© SZ vom 11.10.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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