Noa Bank:Alternativloser Verzicht

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Stillschweigen war vereinbart, am Ende flog trotzdem alles auf: Die ethisch korrekte Noa Bank nimmt schon seit Wochen kein Kundengeld mehr an. Was als noble Geschäftspraxis dargestellt wurde, war in Wahrheit eine Auflage der Aufsicht. Jetzt entschuldigt sich der Chef.

Die als Alternative zu herkömmlichen Banken gestartete Noa Bank hat die Annahme von Kundengeldern Ende Juni aufgrund einer Anordnung der Finanzaufsicht Bafin gestoppt. Die Bafin habe am 23. Juni das Verbot zur Annahme von Spareinlagen verhängt, aber auch zur Vergabe von Krediten, bestätigte ein Sprecher der Aufsichtsbehörde einen Bericht der Financial Times Deutschland.

Rapsfeld in Schleswig-Holstein: Die Noa Bank vergibt ihre Darlehen auch an Unternehmen mit regionaler Bedeutung. Seit Juni nimmt das Institut keine neue Kunden mehr auf: Nicht weil es nicht mehr will, sondern weil das die Bafin fordert. (Foto: dpa)

Das wirft ganz neues Licht auf die Sachlage: Bislang hatte die Bank den Annahmestopp für Einzahlungen auf Tages- und Festgeldkonten damit begründet, dass sie die Kundengelder nicht schnell genug gemäß ihrer Leitlinien an kleine und mittelständische Unternehmen vergeben konnte.

Die Noa Bank war erst im November an den Start gegangen und versuchte sich vor dem Hintergrund der Finanzkrise als Alternative auf dem deutschen Markt zu positionieren. Seitdem gewann das Institut 15.000 Kunden und sammelte 300 Millionen Euro Spareinlagen ein.

Das Institut lockte neue Kunden mit attraktiven Zinsen und dem Versprechen, die Kundengelder transparent als Kredite an Firmen zu vergeben. Die Kunden konnten sich bei ihren Tages- und Festgeldkonten aussuchen, in welche Wirtschaftsbereiche ihr Geld als Unternehmensdarlehen fließen soll: Region, Umwelt, Gesundheit und Kultur.

"Ich entschuldige mich dafür persönlich"

Im Juni stoppte die Noa Bank jedoch die Vergabe neuer Festgeldkonten und nimmt seitdem auch kein frisches Tagesgeld mehr von Sparern an. Die Bank begründete den Schritt damals damit, dass die Vergabe von Krediten zeitaufwändiger ist als die Eröffnung neuer Konten.

Bankgründer François Jozic erklärte nun in seinem Internetblog, es sei mit der Bafin "abgestimmt" gewesen, dass die Gründe für den Geldannahmestopp "vor der Öffentlichkeit verborgen bleiben sollen - und das im absoluten Gegensatz zu unserem Prinzip der Transparenz".

Damit habe die Bank gegen ihre eigenen Geschäftsbedingungen verstoßen, erklärte der Noa- Bank-Chef. "Ich entschuldige mich dafür persönlich." Nach Angaben Jozics stoppte die Finanzaufsicht die Geldannahme und Kreditvergabe wegen Bedenken zum Eigenkapital der Bank, mit dem Kredite unterlegt sein müssen.

Strengere Regeln

Die Bafin wendete demnach bei der Noa Bank strengere Regeln zur Berechnung der Eigenkapitalquote an, womit das Institut unter die vorgeschriebene Schwelle von acht Prozent rutschte. Die Finanzwächter hätten von der Noa Bank deswegen zuerst gefordert, ihr Eigenkapital innerhalb von zwei Wochen um zwei Millionen Euro aufzustocken. Später habe die Finanzaufsicht jedoch ihre Forderungen erhöht und zehn bis 15 Millionen Euro mehr Eigenkapital gefordert.

Eigenen Angaben zufolge strebt die Noa Bank schon seit längerem eine Kapitalerhöhungen von zehn Millionen Euro bis zum Jahresende an. Bankgründer Jozic erklärte, er habe erst kürzlich einen Vereinbarung mit einer Gruppe von Investoren über eine Kapitalerhöhung von fünf Millionen Euro getroffen.

© sueddeutsche.de/AFP/stl - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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