Niedriger Gewinn wegen Euro-Krise:Bundesbank überweist nur 664 Millionen Euro an Schäuble

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Dank der umstrittenen Käufe von Staatsanleihen kassiert die Bundesbank ordentlich ab. Trotzdem bekommt Finanzminister Schäuble weniger als die Hälfte des Betrages, den er sich von den Währungshütern erhofft hatte.

Wolfgang Schäuble hatte sich viel mehr Geld erhofft. 1,5 Milliarden Euro hat er eingeplant. Doch die Bundesbank hat dem Finanzminister an diesem Dienstag nur 664 Millionen überwiesen - nicht einmal halb so viel.

Dabei erhöhte sich der Gewinn der Zentralbank nach eigenen Angaben um 21 Millionen Euro . Doch die Euro-Krise hinterlässt stärkere Spuren in der Bilanz, als von Schäuble gedacht. Der Bundesbankgewinn des vergangenen Jahres ist der zweitniedrigste seit dem Jahr 2003 (200 Millionen Euro). In den meisten Jahren kam aus Frankfurt eine Milliardenüberweisung für den Bund.

Zwar habe die Bundesbank im vergangenen Jahr deutlich mehr Zinsen eingenommen, erklärte ihr Präsident Jens Weidmann. Doch gleichzeitig legte sie deutlich mehr Geld für die Risiken in der Krise zurück. Ihre Rückstellungen für allgemeine "Wagnisse" stiegen um 6,7 Milliarden auf den Rekordwert von 14,4 Milliarden Euro. 2010 und 2011 war sie um 1,6 und 4,1 Milliarden Euro aufgestockt worden.

Deutschlands Währungshüter sehen vor allem Risiken durch die europäische Geldpolitik: Die Europäische Zentralbank (EZB) flutet die Märkte seit Monaten mit extrem billigem Geld und hatte in der Vergangenheit zudem über die nationalen Notenbanken Anleihen von Krisenstaaten gekauft. Letztere warfen hohe Zinserträge ab, von denen die Bundesbank als größter Kapitalgeber der EZB profitierte. Die Zinseinnahmen sind die wichtigste Quelle des Bundesbankgewinns. Sie erhöhten sich von 4,8 Milliarden Euro auf 8,3 Milliarden.

Die Staatsanleihen der überschuldeten Staaten in der Euro-Peripherie werfen deshalb so hohe Zinsen ab, weil private Investoren die Papiere wegen der ungewissen Wirtschaftslage in den Ländern meiden. Deshalb springt die EZB ein, um die Staaten über Anleihenkäufe zu stabilisieren - dafür kassiert sie hohe Renditen. Kritiker sehen in dieser Strategie einen Verstoß gegen das Unabhängigkeitsgebot der Zentralbank.

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