Streaming:Vorgehen gegen Trittbrettfahrer bringt Netflix mehr Abos

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100 Millionen Menschen nutzen offenbar ein gemeinsames Netflix-Passwort außerhalb des eigenen Haushalts. (Foto: Fabian Sommer/dpa)

Seit einigen Wochen wird eine Zusatzgebühr fällig, wenn Accounts von mehreren Haushalten genutzt werden. Nun stellt das Unternehmen fest: "Wir sehen, dass es funktioniert."

Die Rechnung von Netflix beim Vorgehen gegen das Teilen von Passwörtern außerhalb eines Haushalts geht offenbar auf. Der Videostreaming-Dienst gewann im zweiten Quartal angeblich 5,9 Millionen Kunden hinzu. Wie viele von ihnen zuvor Account-Trittbrettfahrer waren, die sich nun ein eigenes Konto zulegten, geht aus der Mitteilung nicht hervor. Man verzeichne in jeder Region mehr Abo-Kunden und Umsatz als zuvor, betonte Co-Chef Greg Peters. "Wir sehen, dass es funktioniert."

Netflix geht seit Anfang des Sommers dagegen vor, dass Nutzer einen Account über einen Haushalt hinaus teilen. Dafür wird zusätzliches Geld fällig - entweder zahlen die Mitbenutzer für ein eigenes Konto, oder der bisherige Account-Inhaber fügt sie für 4,99 Euro im Monat als Zusatzmitglied hinzu. So viel kostet in Deutschland auch das günstigste Abo mit Werbeanzeigen.

Nach früheren Berechnungen von Netflix nutzten rund 100 Millionen Menschen das Passwort aus einem anderen Haushalt. Die Firma setzt darauf, dass betroffene Nutzer lieber zahlen, statt den Dienst zu kündigen. Netflix hatte nun zum Quartalsende insgesamt 238,4 Millionen zahlende Kunden. Für das laufende Vierteljahr rechnet Netflix mit einem Zuwachs bei der Nutzerzahl in ähnlicher Größenordnung. Bei einigen betroffenen Nutzern könne es mehrere Quartale dauern, sie als Kunden zu gewinnen, räumte Peters in der Nacht zum Donnerstag ein.

Die Strategie von Netflix ist riskant

Der Umsatz legte im Vergleich zum Vorjahresquartal um 2,7 Prozent auf knapp 8,2 Milliarden Dollar (rund 7,3 Milliarden Euro) zu. Unterm Strich gab es einen Gewinn von 1,49 Milliarden Dollar - nach 1,44 Milliarden Dollar ein Jahr zuvor.

Anleger waren von den Quartalszahlen und der Prognose nicht beeindruckt: Die Aktie fiel im nachbörslichen Handel um gut acht Prozent. Zuvor war der Kurs seit Jahresbeginn um mehr als 60 Prozent gestiegen. Durch den Streik der Drehbuchautoren und Schauspieler in Hollywood wird Netflix im laufenden Quartal wohl mehr freies Geld ausgeben. So geht es auch anderen Streaming-Diensten und TV-Sendern in Amerika.

Im Videostreaming-Geschäft herrscht ein scharfer Konkurrenzkampf um Nutzer, insbesondere nachdem immer mehr Player mit eigenen Diensten in den Markt drängten: Studios wie Disney, Warner und Paramount, Tech-Riesen wie Amazon und Apple. Netflix gehört zu den Anbietern, die weniger ausgabefreudige Nutzer mit einem günstigeren Angebot mit Werbeanzeigen gewinnen wollen.

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