Natur:Tanzbeginn: Stare versammeln sich zu grandiosem Schauspiel

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Tausende von Staren fliegen in einem Schwarm über die Wiesen am Ruttebüller See im deutsch-dänischen Grenzebiet. (Foto: Carsten Rehder/dpa/Archivbild)

Im Frühjahr und Herbst lässt sich in der deutsch-dänischen Grenzregion ein fantastisches Naturschauspiel beobachten. Hunderttausende Stare führen hier ihr einzigartiges „Ballett“ auf - doch warum kommt es zu dem Phänomen?

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Aventoft (dpa/lno) - Es ist ein Naturphänomen das sich alljährlich im Frühjahr und im Herbst in der Wattenmeerregion um Tønder und Süderlügum abspielt: Hunderttausende Stare versammeln sich hier auf der Durchreise von den Brutgebieten im Norden zu den warmen Winterquartiere in südlicheren Gefilden. Dabei fliegen sie in riesigen Schwärmen immer neue Formationen, wirbelnden Muster und Figuren - und mit unter verdecken sie sogar die Sonne. Daher hat das Naturschauspiel auch seinen Namen - „Schwarze Sonne“ oder „Sort sol“, wie es im dänischen heißt.

Und auch wenn der Tanz der Stare auf Zuschauer entspannend wirkt, hat das Phänomen einen ernsten Hintergrund. Mit den Bewegungen in der Menge wehren die kleinen Stare Angriffe von Raubvögeln ab, wie Naturführer Sigmund Pfingsten erklärt. Mit Reisegruppen reist er durch die ganze Welt Zugvögeln hinterher - oder fährt mit Interessierten zu Hotspots des Vogelzugs in seiner Heimat im Grenzland. Die Stare verwirren die Greifvögel Pfingstens Angaben zufolge dabei nicht nur mit dem Flug, sondern umfliegen diese zum Teil auch und koten diese so voll, dass sie nicht mehr fliegen können und erst einmal zu Boden gehen müssen, um sich zu putzen.

Die „Sort Sol“ ist vor allem in Dänemark beliebt. Selbst aus Kopenhagen und anderen weiter entfernten Regionen zieht es Dänen mit organisierten Reisen oder privat an die Hotspots beiderseits der deutsch-dänischen Grenze. Auch an diesem Abend stehen etwa eine Stunde vor Sonnenuntergang mehrere Dutzend Autos mit dänischem Kennzeichen auf deutscher Seite am Haasberger See bei Aventoft. Ein dänischer Reisebus parkt ebenfalls an der schmalen Straße mit Blick auf den Schilfgürtel. Deutsche Kennzeichen sind nur wenige zu sehen.

„Die Stare wählen das Wattenmeer als Futterstation, weil es hier große Viehweiden gibt“, heißt es auf den Internetseiten des dänischen Nationalpark Wattenmeer. Die Wiesen böten einen idealen Lebensraum, etwa für Larven von Gartenlaubkäfern und Schnaken - der bevorzugten Nahrung der Stare.

Zum Schlafen suchen sich die Stare einen sicheren Platz in den Schilfwäldern der Seen in der Region. Dabei sitzen mehrere der Vögel auf einem Halm, wie Pfingsten sagt. Wenn der Halm zu schwer werde, klappe er samt der Stare um. Der nächste Halm mit Vögeln lege sich darüber und immer so weiter. „Es kann sein, dass bis zu 500.000 Stare in einem Knubbel liegen.“

Vor Füchse und anderen Jägern, die sich keine nassen Füße holen wollen, sind sie hier „in den feuchtesten Gebieten der Marsch“ sicher, wie der Nationalpark dänisches Wattenmeer informiert. Und Raubvögel jagen überwiegend tagsüber.

An diesem Abend finden vielleicht 80.000 Stare den Weg in das Schilf am Haasberger See, schätzt Pfingsten. Da die Vögel ihre Schlafplätze regelmäßig wechseln, ist es auch ein bisschen Glückssache, wie viele Stare man beim Anflug auf das Nachtlager sehen kann.

© dpa-infocom, dpa:231004-99-432047/2

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