Nach Treffen mit Merkel:Bundesbank-Chef Weber wirft hin

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Axel Weber geht Ende April - und damit die Hoffnung auf einen Deutschen als Präsident der Europäischen Zentralbank. Einen möglichen Nachfolger für seinen jetzigen Posten gibt es schon.

Guido Bohsem

Bundesbankpräsident Axel Weber wird Ende April aus dem Amt scheiden. Das teilte der Zentralbank-Chef Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) am Freitag in einem persönlichen Gespräch mit. Nach Worten eines Regierungssprechers soll bereits in der kommenden Woche bekannt gegeben werden, wer der Nachfolger Webers sein wird. Merkel und Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hätten Webers persönliche Gründe zur Kenntnis genommen.

Bundesbank-Präsident Axel Weber tritt Ende April zurück. (Foto: dpa)

Damit wird Deutschland wohl auch darauf verzichten müssen, den nächsten Präsidenten der Europäischen Zentralbank (EZB) zu stellen. Schon vor dem Gespräch mit Weber hatte Schäuble gesagt, die Bundesrepublik werde nicht darauf beharren, einen eigenen Kandidaten an die Spitze der Frankfurter Notenbank zu hieven. Weber gilt als der einzig realistische deutsche Kandidat für die Nachfolge des Franzosen Jean-Claude Trichet, dessen Amtszeit im Herbst endet. Webers Abgang macht Merkels Bemühungen zunichte, die EZB-Spitze dann mit einem Deutschen zu besetzen.

Als möglicher Nachfolger an der Spitze der Bundesbank wurde der Wirtschaftsberater Merkels, Jens Weidmann, genannt. Weidmann hat spätestens seit der Finanzkrise 2008 das Vertrauen der Regierungschefin, als er sich in ihren Augen als kluger und umsichtiger Ratgeber erwiesen hat. Gegen Weidmann spricht allerdings genau diese Nähe zur Regierung und zur Bundeskanzlerin. Denn die Bundesbank legt höchsten Wert auf ihre Unabhängigkeit von der Politik. Zudem dürfte Merkel Schwierigkeiten haben, einen geeigneten Nachfolger für Weidmann zu finden.

Deshalb wurde als Alternative auch darüber spekuliert, dass der derzeitige Vize-Präsident der Bundesbank Franz-Christoph Zeitler für eine Übergangszeit an die Spitze der Frankfurter Währungshüter rückt, während Weidmann zunächst einmal in den Bundesbank-Vorstand einzieht. Zeitler ist verantwortlich für die Bankenaufsicht und war zuletzt zudem Deutschlands Vertreter bei Verhandlungen über eine Reform der Regeln für die Geldhäuser, Basel III, genannt.

Weber hatte nach Informationen der Süddeutschen Zeitung bereits am Mittwoch erklären wollen, keine zweite Amtszeit als Bundesbankpräsident anzustreben und auch für andere öffentliche Ämter nicht zur Verfügung zu stehen. Auf Druck der Bundesregierung hatte er jedoch die Erklärung zurückgehalten und sich auch später nicht geäußert. Nach Einschätzungen aus der Bundesregierung hat Merkel die Zeit benötigt, um einen geeigneten Nachfolger für Weber zu finden, der das Amt sieben Jahre lang bekleidet hatte.

Regierungssprecher Steffen Seibert sagte, die Regierung werde die Situation schnell klären. Niemand, weder in Deutschland noch im Ausland, müsse sich Sorgen machen, "dass dieses für uns wichtige Institut Bundesbank nachlassen wird in seiner Aufgabe".

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/aum - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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