Chemiebranche:Investoren sprechen von "verlorenem Jahr" für Bayer

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Imker im April 2019 vor dem Kongresscenter in Bonn, wo damals die Hauptversammlung stattfand. An diesem Dienstag findet sie virtuell statt. (Foto: Wolfgang Rattay/Reuters)

Aktionäre hadern mit dem Konzern und Vorstandschef Werner Baumann, weil die Rechtsstreitigkeiten in den USA um Glyphosat noch immer nicht beigelegt sind.

Von Elisabeth Dostert, München

Sechs Jahre ist es nun her, dass Bayer und sein Vorstandschef Werner Baumann sich anschickten, den US-Konzern Monsanto für den Agrochemie-Konzern Bayer zu erwerben. Im Sommer 2018 wurde der Kauf für 63 Milliarden Dollar vollzogen. Viele Aktionäre, deren Vertreter und Investoren haben Baumann die Übernahme immer noch nicht verziehen. "Das einst stolze Unternehmen Bayer ist nur noch ein Schatten seiner selbst", urteilt Ingo Speich, Leiter Nachhaltigkeit und Corporate Governance bei Deka Investment, in seinem Statement zur Hauptversammlung an diesem Dienstag. Sie findet wie schon vergangenes Jahr virtuell statt.

Proteste gibt es trotzdem - am Firmensitz in Leverkusen und im Laufe des Tages auch im Internet.

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Die Agrarsparte habe zu Belastungen von mehr als 20 Milliarden Euro geführt, kritisiert Speich. Neben den Rückstellungen für Rechtsrisiken sei die Abschreibung von zehn Milliarden Euro auf das operative Geschäft umso erschütternder. "Wir blicken auf ein weiteres verlorenes Jahr", sagt Speich laut Redetext: "Monsanto hat Bayer nicht krisenfester gemacht, sondern tiefer in die Krise gestürzt." Der Kursverfall der Aktie seit der Ankündigung der Übernahme sei beispiellos. Die Deka wolle dem Vorstand die Entlastung verweigern.

Im April 2019, der ersten Hauptversammlung nach der Übernahme, hatten die Aktionäre mit 55,5 Prozent der Stimmen dem Vorstand die Entlastung verweigert. So etwas hatte es bis dahin für den amtierenden Vorstand eines Dax-Konzerns noch nicht gegeben. 2020 wurde der Vorstand mit immerhin 92,6 Prozent der Stimmen entlastet.

Auch Hendrik Schmidt, der die Fondsgesellschaft DWS auf der Hauptversammlung vertritt, sieht die Wertentwicklung, die operative Leistung des Managements und die ungelöste Rechtslage in den USA kritisch. In der Abstimmung über die Entlastung des Vorstands und des Aufsichtsrats will sich DWS enthalten. "Wir Bayer-Aktionäre sind seit einigen Jahren Sorgen gewöhnt", sagt Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz, in einem Videostatement. Hoffnung knüpft Tüngler an einen für Mitte Mai angesetzten Termin in den USA, bei dem das Thema Glyphosat/Roundup geklärt werden solle. "Wir haben nach wie vor große Zweifel, dass der Monsanto-Deal für die Bayer-Aktionäre noch zur Erfolgsgeschichte wird", heißt es im Statement von Janne Werning von der Fondsgesellschaft Union Investment. Die Hauptversammlung stimmte allen Tagesordnungspunkten zu, der Vorstand wurde mit 90 Prozent der Stimmen entlastet.

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