Metro:Staatsanwaltschaft durchsucht Metro-Zentrale

Lesezeit: 2 min

Ermittler der Staatsanwaltschaft durchsuchten die Metro-Zentrale in Düsseldorf. (Foto: dpa)
  • Die Ermittler gehen dem Verdacht des Insider-Handels nach.
  • Im Zentrum der Ermittlungen steht Aufsichtsratschef Jürgen Steinemann. Er soll verdächtige Aktienkäufe getätigt haben - kurz bevor der Handelskonzern seine Aufspaltung angekündigt hat.
  • Die Metro weist die Vorwürfe zurück.

Von Benedikt Müller, Düsseldorf

Spitzenmanager des Handelskonzerns Metro stehen unter dem Verdacht des Insiderhandels. Polizei und Staatsanwaltschaft haben am Freitag Büros des Unternehmens in Düsseldorf durchsucht. Metro kooperiere "in vollem Umfang" mit den Ermittlern, sagte ein Sprecher. Die Finanzaufsicht Bafin hatte zuvor Strafanzeige erstattet. Es geht um verdächtige Aktienkäufe im vergangenen Jahr - kurz bevor der Handelskonzern seine Aufspaltung in Ceconomy und Metro öffentlich gemacht hat.

Der Hintergrund: Aufsichtsratschef Jürgen Steinemann hatte am 22. Februar 2016 Metro-Aktien im Wert von einer Million Euro gekauft. Gut einen Monat später, am 30. März, kündigte der Konzern an, er prüfe eine Aufspaltung in zwei Unternehmen: Die Elektronikmärkte von Media-Markt und Saturn sollten das Unternehmen Ceconomy bilden; die Metro-Großmärkte sowie die Warenhauskette Real sollten in einem neuen Konzern namens Metro Wholesale & Food Specialist aufgehen. An der Börse kamen die Pläne damals gut an. Von Steinemanns Kauf bis einschließlich der Ankündigung stieg der Metro-Kurs bereits um gut 15 Prozent.

Metro
:Endlich allein zu Haus

Der Handelskonzern spaltet sich auf. Den radikalen Schritt sind schon viele gegangen - doch ob er auch ein Erfolg wird, ist unsicher.

Von Caspar Busse und Michael Kläsgen

Bis sich die Metro tatsächlich aufteilte, sollte noch ein gutes Jahr vergehen. In dieser Zeit gewann der Düsseldorfer Konzern an der Börse weitere acht Prozent an Wert. Nach der Aufspaltung im Juli 2017 schwankten die Börsenkurse der beiden Unternehmen zunächst. Das lag auch daran, dass die "neue" Metro zwischenzeitlich in den Index S-Dax abstieg. Mittlerweile haben sich die Kurse aber stabilisiert, sodass Steinemanns Aktienpaket heute etwa 25 Prozent mehr wert ist als beim Kauf im Februar 2016.

Entscheidend ist nun, ob der Aufsichtsratschef damals schon wusste, dass der Handelskonzern bald seine Aufspaltung prüfen würde - und mit dieser Ankündigung die Aktienmärkte bewegen werde. Die Finanzaufsicht Bafin sei wegen des Verdachts des Insiderhandels und der Markt-Manipulation aktiv geworden, sagte eine Sprecherin am Freitag.

Metro weist Vorwürfe zurück

Der Vorwurf richtet sich auch gegen Metro-Vorstand Pieter Boone, der am 26. Februar 2016 ebenfalls Aktien des Konzerns kaufte - wenn auch nur im Wert von knapp 50 000 Euro. Die Staatsanwaltschaft Düsseldorf prüft nun, ob der Handelskonzern rechtzeitig über seine Aufspaltungspläne informiert hat - oder ob er möglicherweise gegen Veröffentlichungspflichten verstoßen hat.

Metro wies den Vorwurf des Insiderhandels am Freitag zurück. Der Konzern habe die geplante Aufspaltung des Unternehmens am 30. März 2016 pünktlich "und unter Beachtung der einschlägigen Vorschriften" kommuniziert. Dabei sei man allen entsprechenden Pflichten nachgekommen, sagte ein Sprecher. "Zu dem Zeitpunkt, zu dem Herr Steinemann und ein Vorstandsmitglied Aktien erworben haben, lag keine Insider-Information vor."

Der zweite Fall nach Börsenchef Kengeter

Es ist bereits das zweite Mal in diesem Jahr, dass Staatsanwälte wegen des Verdachts auf Insiderhandel gegen deutsche Spitzenmanager ermitteln. Erst vor einer Woche hat Carsten Kengeter angekündigt, zum Jahresende von seinem Chefposten bei der Deutschen Börse zurückzutreten. Kengeter hatte im Dezember 2015 für 4,5 Millionen Euro Aktien der Deutschen Börse gekauft. Gut zwei Monate später wurde bekannt, dass Kengeter an einer Fusion mit der Londoner Börse LSE arbeitete. Auch damals ließ die Ankündigung den Börsenwert des Unternehmens steigen. Die Staatsanwaltschaft Frankfurt ermittelt derzeit in dieser Sache.

Im Fall Metro hat die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft für Montag eine Erklärung angekündigt. Der Betriebswirt Jürgen Steinemann, gegen den sich die Vorwürfe richten, gehörte seit 2015 dem Aufsichtsrat der Metro an, von 2016 an war er dessen Vorsitzender. Seit der Aufspaltung des Handelskonzerns ist Steinemann Chefaufseher der "neuen" Metro.

© SZ vom 04.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Deutsche Börse
:Der Rücktritt des Börsenchefs wurde unausweichlich

Carsten Kengeter hat lange versucht, aus der Affäre um seine Aktienkäufe herauszukommen. Jetzt muss Chef der Deutschen Börse dem Druck seiner Kritiker nachgeben.

Von Jan Willmroth

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: