Metro:Endlich allein zu Haus

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Sie gehen künftig getrennte Wege: Europas größte Elektronikkette Media-Saturn (links) und der Lebensmittelgroßhandel von Metro. (Foto: Bloomberg)

Der Handelskonzern spaltet sich auf. Den radikalen Schritt sind schon viele gegangen - doch ob er auch ein Erfolg wird, ist unsicher.

Von Caspar Busse und Michael Kläsgen

MünchenBeinahe eineinhalb Jahre haben sie daran gearbeitet, jetzt sind sie endlich am Ziel. An diesem Donnerstag wird der Handelskonzern Metro aufgespalten, an der Börse werden dann erstmals zwei voneinander unabhängige Aktien notiert sein, die von Metro und die von Ceconomy. Das Amtsgericht Düsseldorf hat dafür am Mittwoch den Weg freigemacht. Die Aktionäre beider Konzerne werden zunächst die Gleichen sein, doch dann wird sich das schnell ändern. Es werden erhebliche Kursveränderungen erwartet .

Künftig wird es also einen Lebensmittelhändler mit etwa 37 Milliarden Euro Jahresumsatz und mehr als 150 000 Mitarbeitern in 35 Ländern geben, der aus dem bisherigen Konzern herausgelöst wird und zu dem die Metro- und die Real-Märkte gehören. Er soll weiter unter dem Namen Metro firmieren und wird von Olaf Koch geführt. Auf der anderen Seite steht ein Unternehmen mit dem Kunstnamen Ceconomy, zu dem vor allem Europas größter Elektronikhändler Media-Saturn gehört und das mit 65 000 Mitarbeitern auf einen Jahresumsatz von rund 22 Milliarden Euro kommt. Der künftige Firmenchef Pieter Haas jubelte: "Der 12. Juli wird als unser Unabhängigkeitstag in die Geschichte eingehen. Wir fühlen uns wie ein Student, wenn er aus dem Elternhaus auszieht und zum ersten Mal seine Freiheit spürt." Koch sprach von einem "historischen Tag". Künftig können sich Aktionäre entscheiden, ob sie in den Lebensmittel- oder in den Elektronikhandel investieren wollen. Es ist eine der größten Konzern-Teilungen überhaupt.

Aus eins mach zwei - diese Strategie verfolgten zuletzt immer mehr Unternehmen. So teilten sich im vergangenen Jahr die beiden großen deutschen Energieversorger auf. Eon spaltete das traditionelle Kraftwerksgeschäft unter dem Namen Uniper ab. RWE wiederum brachte das Zukunftsgeschäft mit erneuerbaren Energien sowie die Stromnetze unter dem Namen Innogy an die Börse, der Rest blieb bei RWE. Siemens spaltete 2013 die Lichtfirma Osram ab. Auch das Chemieunternehmen Bayer trennte sich gleich mehrmals von großen Bereichen. Weitere Beispiele für große Aufspaltungen sind der Technologiekonzern Hewlett-Packard, das Internetauktionshaus Ebay, das den Bezahldienst Paypal abstieß, oder der Medienkonzern von Rupert Murdoch im Zeitungs-, Fernseh- und Filmgeschäft.

In den meisten dieser Fälle ist ziemlich klar, welches der zukunftsweisende Teil ist und welcher das traditionelle, weniger aussichtsreiche Geschäft, das manchmal gar als Resterampe tituliert wird. Doch bei Metro ist das nicht so eindeutig. Liegt die Zukunft im Elektronikhandel, der nun vor allem mit Zukäufen wachsen will? Oder vielmehr im Verkaufen und Liefern von Lebensmitteln, speziell bei Metro Cash & Carry an professionelle Kunden, die selbst Kioske oder Restaurants betreiben?

Metro war 1996 als Handelskonzern unter anderem aus Kaufhof, Asko und Deutsche SB entstanden, dann schnell gewachsen und auch viele Jahre im Dax notiert. Doch seit längerem stagnieren die Geschäfte, die Umsätze gingen auch wegen des Verkaufs von Firmenteilen wie Kaufhof zurück. Im März vergangenen Jahres stellte Metro-Chef Koch die Pläne zur Aufspaltung vor, in diesem Februar stimmten die Aktionäre zu, doch Klagen verhinderten bislang die Umsetzung.

Die Aufspaltung von Metro hat im Wesentlichen zwei Gründe, von denen einer gar nicht offiziell ist. Denn sie dient auch dazu, den Einfluss des Störenfrieds Erich Kellerhals weiter zu reduzieren. Kellerhals hat als wichtiger Mitgesellschafter bei Media-Saturn die Metro Group in den vergangenen Jahren in mehr als 20 Rechtsstreitigkeiten verwickelt und war auch vehement gegen die Aufspaltung. An den Besitzverhältnissen ändert sich offiziell nichts. Kellerhals wird weiterhin Minderheitsgesellschafter des Elektronikhändlers Media-Saturn sein, Ceconomy wird daran die Mehrheit halten. Ziel von Ceconomy ist es, weiter zu wachsen, Start-ups und andere Unternehmen vor allem im Online-Bereich hinzuzukaufen. Ceconomy will zur Plattform für Dienstleistungen rund um das Geschäft mit Elektrogeräten werden. Kellerhals' Mitspracherecht wird dabei noch weniger Bedeutung haben als vorher bei der Media-Saturn-Holding in Ingolstadt, heißt es. Ceconomys Management wird in Düsseldorf sitzen, so wie das der Metro AG, die Holding in Ingolstadt.

Der andere Grund für die Aufspaltung von Metro ist die Hoffnung auf einen Anstieg des Unternehmenswerts. Die Großaktionäre hoffen, dass ihre Beteiligungen an den getrennten Unternehmen zusammen genommen mehr wert sein werden als bei der bisherigen Metro Group allein. Die Großaktionäre, also der Haniel-Konzern und die Familien Schmidt-Ruthenbeck und Beisheim, halten etwa 50 Prozent jeweils an Ceconomy und der neuen Metro AG. Sie erwarten, dass beide Unternehmen getrennt besser in ihren jeweiligen Bereichen handeln können und dadurch auch für Investoren interessanter werden.

Bislang gab es für die Metro-Aktie einen Mischkonzern-Abschlag. Experten rechnen damit, dass dieser künftig wegfallen und die Nachfrage nach den Aktien höher werde. Die beiden neuen Unternehmen können sich zudem nun auf ihr jeweiliges Kerngeschäft konzentrieren. Synergien gab es zwischen den beiden Bereichen dagegen nur wenige. Bislang war Metro an der Börse knapp zehn Milliarden Euro wert. Das gilt es zu toppen.

© SZ vom 13.07.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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