Metro-Goldwyn-Mayer in der Pleite:James Bond - bitte warten

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Zukunftsvision für MGM: Das Hollywood-Studio soll durch eine geordnete Pleite saniert werden. Der neue James-Bond-Film wird deshalb vorerst nicht in die Kinos kommen.

Nikolaus Piper, New York

Metro-Goldwyn-Mayer, das 86 Jahre alte legendäre Filmstudio aus Hollywood, soll durch eine geordnete Insolvenz vor dem Untergang gerettet werden. Nachdem die Gläubiger des überschuldeten Unternehmens einem entsprechenden Verfahren zugestimmt haben, wird noch für diese Woche mit einem Antrag von MGM auf Gläubigerschutz nach Kapitel elf des amerikanischen Konkursrechts gerechnet. Unmittelbare Folge dieses Schritts ist, dass die Produktion für den neuen James-Bond-Film Blood Stone mit Darsteller Daniel Craig weiter hinausgeschoben wird. Ob und wann der Film in die Kinos kommt, ist völlig offen.

Wann Daniel Craig wieder als James Bond über die Leinwand jagt, bleibt offen. (Foto: dpa)

Ziel ist es, die Schuldenlast MGMs von zuletzt vier Milliarden Dollar spürbar zu verringern und dem Traditionsstudio so eine Zukunftsperspektive zu geben. Nach Abschluss des Verfahrens sollen die Gründer der Filmproduktionsfirma Spyglass Entertainment, Roger Birnbaum und Gary Barber, die Führung von MGM übernehmen. Spyglass gehört zu den Neulingen in Hollywood. Die Firma war 1998 unter anderem mit Mitteln der Kirch-Gruppe gedreht worden. Der größte Erfolg von Spyglass bisher war der Horrorfilm "The Sixth Sense" von 1999.

Um die Zukunft MGM war monatelang gerungen worden. Zuletzt hatte der Milliardär Carl Icahn eine Fusion aus MGM und dem kanadischen Studio Lionsgate erzwingen wollen. Icahn hatte insgeheim sowohl ein größeres Aktienpaket von Lionsgate als auch in erheblichem Umfang Schuldtitel von MGM aufgekauft. Die Mehrheit der Gläubiger stellte sich jedoch gegen Icahn und entschied sich für die Insolvenz. Wie es hieß, war es Icahn nicht gelungen, genügend Titel zu erwerben, um die Insolvenz noch blockieren zu können. Negativ dürfte sich auch ausgewirkt haben, dass Lionsgate Icahn verklagt hat, weil dieser sich gegen die Interessen des Studios verschworen habe.

"MGM wird nun schnell damit beginnen, den Plan umzusetzen, der die Schuldenlast dramatisch reduzieren und das Unternehmen in eine gute Position bringen wird, um seine Geschäftsstrategie umzusetzen", hieß es in einer Erklärung. Nach dem Plan tauschen die Gläubiger ihre Ansprüche in Eigenkapital und erhalten so 95 Prozent der Anteile von MGM. Die restlichen fünf Prozent übernimmt Spyglass.

Der unterlegene Carl Icahn soll mit einem Sitz im Verwaltungsrat von MGM entschädigt werden, wie die Los Angeles Times berichtet. Erstes Filmprojekt nach Abschluss des Insolvenzverfahrens soll Der kleine Hobbit werden, eine Gemeinschaftsproduktion mit Time Warner nach der Romanvorlage von John R. R. Tolkien. Die Produktion für den neuen James-Bond-Film - den 23. in der Geschichte - war im April gestoppt worden.

Filmsammlung mit 4000 Titeln

Die Insolvenz ist der letzte Punkt eines jahrelangen Niedergangs. Das 1924 von dem New Yorker Unternehmer Marcus Loew gegründete Studio gehörte zu den Pionieren Hollywoods und erlebte seine Glanzzeit in den dreißiger und vierziger Jahren mit Welterfolgen wie Vom Winde verweht, Menschen im Hotel oder Meuterei auf der Bounty. Heute gehört MGM einer Gruppe von Finanzinvestoren und Medienunternehmen, darunter der japanische Elektronikkonzern Sony und die Kabelgesellschaft Comcast. Sie hatten MGM 2005 für fünf Milliarden Dollar übernommen und den Kaufpreis überwiegend fremdfinanziert.

Was Metro-Goldwyn-Mayer immer noch attraktiv macht, ist die Filmsammlung des Studios - sie ist mit mehr als 4000 Titeln die größte Hollywoods. Zu der Sammlung gehören Klassiker wie Manche mögen's heiß oder Rocky, vor allem aber alle 22 James-Bond-Filme seit dem Start 1962. Auch den von Fans sehnlichst erwarteten 23. Bond-Film gibt es bereits, allerdings nur als Computerspiel-Variante. Die digitale Vorform des Films ist vor wenigen Tagen auch in Deutschland auf den Markt gekommen.

© SZ vom 02.11.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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