Medikamente für Gewichtsverlust:Kampf um die Abnehmspritzen

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Injektionspens und Schachteln von Novo Nordisk mit dem Mittel Wegovy. (Foto: STAFF/REUTERS)

Noch liegt der dänische Konzern Novo Nordisk mit seiner Medikament Wegovy vorn. Doch schon bald soll Eli Lillys Präparat Zepbound alle Umsatzrekorde brechen.

Von Elisabeth Dostert, München

Es ist ein dickes Geschäft. Und es ist erst der Anfang. Im Geschäftsjahr 2023 setzte der dänische Konzern Novo Nordisk mit seiner Abnehmspritze Wegovy gut 31 Milliarden Kronen um, umgerechnet rund vier Milliarden Euro. Binnen eines Jahres hat sich der Umsatz verfünffacht. Ozempic, ein Mittel zur Behandlung von Diabetes Typ 2 mit dem gleichen Wirkstoff, brachte Novo Nordisk zusätzlich fast 96 Milliarden Dänische Kronen. Zum Erfolg verhalfen dem dänischen Konzern auch ein paar Promis wie Elon Musk und Kim Kardashian, die von den Gewichtsverlusten durch die Abnehmspritze schwärmten - ganz ohne Diät und Sport.

Wer so erfolgreich wie Novo Nordisk ist, hat Verfolger. Der größte ist der US-Konzern Eli Lilly mit seiner Abnehmspritze Zepbound. In den vergangenen Monaten gab es immer wieder Engpässe bei Wegovy. Engpässe sind nichts anderes als entgangener Umsatz und am Ende entgangener Profit. Am Montag hat der Mutterkonzern von Novo Nordisk ein paar wichtige Schritte gemacht, um sich Produktionskapazität zu sichern und die Konkurrenten wieder auf Abstand zu bringen. Die Novo Holding will für 11,5 Milliarden Dollar den US-Auftragshersteller Catalent übernehmen. Die Firma hat nach eigenen Angaben weltweit mehr als 50 Standorte. Drei davon wolle die Holding nach Abschluss der Transaktion an Novo Nordisk weiterverkaufen, deren größter Aktionär die Holding ist. Mit einem Abschluss rechnet Catalent vorbehaltlich der Genehmigung durch die Behörden gegen Ende 2024.

Der Wettbewerb zwischen Novo Nordisk und Lilly, schreibt die US-Nachrichtenagentur Bloomberg in einem Bericht, gewinnt an Schärfe. Lillys Mittel Zepbound ist noch nicht so lange zugelassen wie Wegovy - und in Europa noch gar nicht auf dem Markt - hat aber großes Potenzial. Zepbound könnte, schreibt Bloomberg, das umsatzstärkste Medikament der Geschichte werden. In Studien habe das Mittel zu höheren Gewichtsverlusten geführt, als irgendetwas von dem, was Novo Nordisk auf dem Markt habe. Die Aktien von Catalent und Novo Nordisk reagierten mit Aufschlägen auf die geplante Transaktion. Laut Bloomberg ist Novo Nordisk mit mehr als 520 Milliarden Dollar das wertvollste börsennotierte Unternehmen in Europa. Den Wert von Eli Lilly beziffert die Nachrichtenagentur auf 600 Milliarden Dollar.

Laut Welt-Adipositas-Bericht 2023 litten 2020 weltweit 2,6 Milliarden Menschen unter Übergewicht oder Adipositas. Ihre Zahl, so die Prognose werde bis 2035 auf gut vier Milliarden steigen. Auch wenn es zynisch klingt, der Markt wächst. Der Verband forschender Pharmaunternehmen (vfa) verweist auf die Definition der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Danach leiden Erwachsene dann an Adipositas, wenn sie einen Body-Mass-Index (BMI) von mindestens 30 aufweisen. Bei einem BMI von 25 bis unter 30 spricht die WHO von Übergewicht, und ein BMI von 18,5 bis unter 25 gilt ihr als Normalgewicht. Der BMI errechne sich dabei als Körpergewicht dividiert durch das Quadrat der Körperhöhe. Die volkswirtschaftlichen Kosten sind erheblich.

Zepbound ist erst seit einigen Wochen auf dem US-Markt verfügbar. Schon in diesem Jahr rechnen Analysten, die Bloomberg zitiert mit 2,4 Milliarden Dollar Umsatz. Der Börsenwert von Lilly könnte sich damit einem Wert von 700 Milliarden Dollar nähern. Und schon jetzt ist Lilly laut Bloomberg der weltweit wertvollste Pharmakonzern.

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