Medien:Ralph Siegel: San Marino ist meine Aufgabe - «Ganze Nation hofft»

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München (dpa) - Beim Eurovision Song Contest (ESC) in Kopenhagen darf "Mister Grand Prix" Ralph Siegel nicht fehlen. Vor exakt 40 Jahren nahm er zum ersten Mal als Songwriter am europäischen Schlager-Festival teil, dieses Jahr steht er bereits zum 20. Mal mit einem Song im Finale.

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München (dpa) - Beim Eurovision Song Contest (ESC) in Kopenhagen darf „Mister Grand Prix“ Ralph Siegel nicht fehlen. Vor exakt 40 Jahren nahm er zum ersten Mal als Songwriter am europäischen Schlager-Festival teil, dieses Jahr steht er bereits zum 20. Mal mit einem Song im Finale.

Im Interview der Nachrichtenagentur dpa spricht der 68-Jährige, zu dessen größten Erfolgen Lieder wie „Fiesta Mexicana“ und „Moskau“ zählen, über die ESC-Chancen für Deutschland und darüber, wie lange er noch selbst mitmischen will.

Frage: Herr Siegel, am Dienstag ist Ihnen die Sensation mit San Marino gelungen. Im dritten Anlauf hat es Valentina Monetta mit dem von Ihnen komponierten Lied Song „Maybe“ geschafft, den Zwergenstaat erstmals ins Finale zu hieven, obwohl die Buchmacher San Marino die schlechtesten Gewinnchancen unter allen 37 Teilnehmerländern attestiert hatten. Was soll jetzt im Finale noch kommen?

Antwort: Wenn man den Wettbewerb einmal gewonnen hat, dreimal Zweiter und zweimal Dritter geworden ist, können Sie sich vorstellen, welche Platzierung man sich wünscht. Letztendlich hoffe ich einfach, dass Valentina gut abschneidet und glücklich ist.

Frage: Fiebern Sie auch für Deutschland mit?

Antwort: San Marino ist meine Aufgabe. Die ganze Nation hofft auf Samstag. Aber natürlich wünsche ich auch meiner Heimat Deutschland Glück. Da die Deutschen für ihr eigenes Land nicht anrufen dürfen, freue ich mich, wenn sie für San Marino stimmen. San Marino ist im dritten Anlauf endlich im Finale dabei. Natürlich hoffe ich da erstmal auf Erfolg und alles Glück auf dieser Welt für mein Lied.

Frage: Haben Sie schon einen persönlichen Favoriten ausmachen können?

Antwort: Richtig einschätzen kann ich das erst nach der Generalprobe. Es wird für keinen einfach werden, denn die Konkurrenz ist stark: Das sind lauter Lieder, die sich schon in ihrem Land platzieren mussten. Alle hier vertretenen Künstler sind sehr gut. Ich habe noch nicht alle gesehen, aber bis jetzt gefallen mir die Niederlande besonders gut: Das ist puristisch und ehrlich, genau mein Stil. Dänemark finde ich auch ganz gut.

Frage: Welche Chancen räumen Sie Deutschland und dem Frauen-Trio Elaiza ein?

Antwort: Bei Elaiza muss man abwarten, was auf der Bühne passiert. „Is It Right“ ist ein süßes Lied: Das hat so eine Moll-Harmonik, aber trotzdem eine positive Ausstrahlung. Die Mädchen sind bezaubernd.

Frage: Sie sind bereits seit gut einer Woche in Kopenhagen. Wie gefällt Ihnen das Gastgeberland?

Antwort: Ich bin eigentlich seit acht Tagen fast nur im Bett, weil ich schwer erkältet bin. In der ESC-Halle ist es eiskalt und von da kommt man wieder in warm klimatisierte Räume - wahrscheinlich bin ich nicht der einzige, den das flach gelegt hat. Kopenhagen kenne ich aber schon lange. Die Stadt hat eine süße Atmosphäre: Die Menschen sitzen draußen auf der Straße in Cafés, obwohl sie frieren. Meine Vorfahren vor 200 Jahren kamen aus Dänemark, von daher fühle ich mich hier sowieso immer besonders wohl.

Frage: Sie starten jetzt zum 20. Mal im Finale, vor exakt 40 Jahren war ihr Debüt. Was sind die größten Änderungen seit damals?

Antwort: Der ESC ist heute ein unfassbares Spektakel: Auf der Bühne wird geradelt, Salto gesprungen, die Technik ist unfassbar groß. Diesmal gibt es eine Leinwand so groß wie ein Fußballfeld. Der größte Unterschied ist natürlich, dass früher alles live war. Mein erster Grand Prix hat in einem Theater mit 800 Personen stattgefunden. Die ersten drei Reihen mussten raus, dass der Dirigent Platz hat. Die Bühne war hübsch klein, heute ist sie 20 Meter breit. Früher gab es 180 Journalisten, heute sind es um die 4000. Aber trotzdem: Am Ende zählt nur der Sänger und das Lied. Daran hat sich nichts geändert.

Frage: Wie lange wollen Sie selbst noch mitmischen? Der ESC scheint eine Art Lebensaufgabe für Sie geworden zu sein.

Antwort: Mit 68 Jahren weiß man ja nie, was man noch alles darf im Leben. Das entscheidet alles der liebe Gott. Aber ganz klar ist doch, dass ein Maler immer malen wird, ein Dichter immer dichten und ein Songwriter immer Songs schreiben wird.

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