Dachau:Liebe, Dramen und umgeschichtete Brotlaibe

Lesezeit: 3 min

München (dpa/lby) - Ein Meer aus Zetteln und Notizen: In einem unscheinbaren Büroraum schlägt das Herz von "Dahoam is Dahoam". Wer wann was und wo in der Vorabendserie im Bayerischen Fernsehen dreht, alles ist ringsum an den Wänden notiert. "Ein Stundenplan für 200 Leute", sagt Aufnahmeleiter Alexander Hausser, der den Drehplan mit seinen Kollegen immer im Blick hat und auch mal hektisch umdisponieren muss, wenn sich morgens einer der Schauspieler krank meldet. Seit zehn Jahren wird die Serie auf einem alten Fabrikgelände in Dachau bei München gedreht. Das Format wochentags um 19.30 Uhr im Bayerischen Fernsehen ist beliebt. Bayernweit schalteten durchschnittlich etwa 15 Prozent ein, um Intrigen, Liebesgeschichten und andere Dramen im fiktiven Dorf Lansing mitzuerleben.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

München (dpa/lby) - Ein Meer aus Zetteln und Notizen: In einem unscheinbaren Büroraum schlägt das Herz von „Dahoam is Dahoam“. Wer wann was und wo in der Vorabendserie im Bayerischen Fernsehen dreht, alles ist ringsum an den Wänden notiert. „Ein Stundenplan für 200 Leute“, sagt Aufnahmeleiter Alexander Hausser, der den Drehplan mit seinen Kollegen immer im Blick hat und auch mal hektisch umdisponieren muss, wenn sich morgens einer der Schauspieler krank meldet. Seit zehn Jahren wird die Serie auf einem alten Fabrikgelände in Dachau bei München gedreht. Das Format wochentags um 19.30 Uhr im Bayerischen Fernsehen ist beliebt. Bayernweit schalteten durchschnittlich etwa 15 Prozent ein, um Intrigen, Liebesgeschichten und andere Dramen im fiktiven Dorf Lansing mitzuerleben.

Am Montag (16. Oktober) starten zur Feier des Jubiläums besondere Folgen. Ein Großbrand mit schlimmen Folgen reißt die Bewohner aus ihrem Alltagstrott. Und es gibt Überraschungsgäste wie den früheren Weltmeister-Nationaltorwart Sepp Maier. Am Freitag (20. Oktober) um 20.15 Uhr läuft dann der Spielfilm „Manege frei für die Liebe“ und um 21.45 Uhr eine Jubiläumsshow.

Das Kulissendorf ist idyllisch. Behäbig thront der Brunnerwirt mitten im Ort. Der klassische Dorfdreiklang: Wirtshaus, Kirche, Maibaum. Und ein lauschiger Biergarten. Dazu eine Apotheke, adrette Wohnhäuser und eine Autowerkstatt. Mit den riesigen Maibäumen, die sonst in Bayern am 1. Mai errichtet werden, hat das Lansinger Exemplar allerdings wenig zu tun, ist er doch ein kleines, mageres Brauchtumsstangerl. Doch das hat seinen Grund, wie die Produktion verrät, wäre doch ein normaler Maibaum für das Fernsehbild zu groß.

In den Studios daneben reiht sich Zimmer an Zimmer, so eingerichtet, wie man es aus der Serie kennt. In einem sitzt Horst Kummeth, von Anfang an dabei. „Ich habe den ersten Satz gesprochen“, erzählt er, das war bei einem Feuerwehreinsatz. „Geht es nicht schneller?“. Seitdem ist der gebürtige Forchheimer mit der Rolle des Apothekers Bamberger sehr vertraut, auch weil er fränkisch spricht, die Sprache seiner Kindheit. Doch der Schauspieler legt Wert auf Unterschiede. So hat Kummeth im Gegensatz zu Bamberger privat sein Glück längst gefunden. „Ich bin seit 40 Jahren verheiratet mit der gleichen Frau. Ich habe zwei Kinder und sechs Enkelkinder“, erzählt er. Und weil Bamberger gerne karierte Hemden trägt, sortierte Kummeth die aus seinem Kleiderschrank zuhause aus. „Den Reiz, den zu spielen, macht für mich auch aus, dass wir uns völlig fremd sind. Dass ich mir den Montagmorgen anziehe und am Freitag schlüpfe ich da wieder raus.“

Montag bis Freitag, und das halbwegs geregelt - in der Filmbranche eher ungewöhnlich. Lucas Bauer, in der Serie Bambergers Sohn Patrick, kann deshalb nebenbei studieren. VWL, für die Zeit nach „Dahoam is Dahoam“. „Eventuell sind die rosigen Zeiten irgendwann vorüber“, meint der 23-Jährige. „Ich möchte die Sicherheit haben, dass ich noch was anderes machen kann.“ Auch Katrin Lux entschied sich vor rund vier Jahren bewusst für die Vorabendserie. „Meine Tochter ist in die Grundschule gekommen und ich wollte in der Serie mitspielen, um ein regelmäßiges Familienleben führen zu können.“

Und noch etwas reizte die Niederösterreicherin: Die Möglichkeit, im Dialekt zu drehen. „Ich durfte das erste Mal so sprechen, wie mir der Schnabel gewachsen ist.“ Dadurch fiel es ihr auch leicht, sich in das Team einzufügen, denn Dialekt, da sind sich alle einig, sei für sie eine Herzenssache. „Da begegnet man sich auch noch mal ehrlicher“, meint Lux. So geht es auch Carina Dengler, seit vier Jahren die Kathi Benninger. Allerdings muss sie sich etwas bremsen. „Oberpfälzisch versteht nicht jeder, ich habe das ein bisschen entschärfen müssen.“

Fränkisch, schwäbisch, oberpfälzisch, oberbayerisch - der Bayerische Rundfunk (BR) scheint bemüht, möglichst viele Klangfarben unterzubringen. Eisi Gulp als unkonventioneller Sascha Wagenbauer bringt neben dem Münchnerischen aber auch noch etwas anders mit rein: Der Urbayer hat schon so eine gewisse Form von Anarchismus in sich drin, sagt der 62-Jährige, der selbst ein Freigeist ist. „Er kann auf der einen Seite durchaus sehr konservativ sein, auf der anderen Seite auch sehr aufmüpfig und selbstbestimmt - und die Leute nehmen kein Blatt vor den Mund.“

So ist es kein Wunder, dass auch unter den Zuschauern Kritiker sind, die messerscharf auf Fehler achten. Etwa bei der Sache mit dem Brot und den Würsten in der Kulisse des Lebensmittelladens. Zuschauer beschwerten sich, diese lägen immer in der gleichen Reihenfolge, erinnert sich ein BR-Sprecher. Die Verantwortlichen reagierten prompt und schufen eine neue Aufgabe: Seitdem müssen die Requisiteure das einmal pro Woche umschichten.

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: