Baden-Baden:Steinbrecher zu Journalismus: Lieber gründlich als schnell

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Stuttgart (dpa/lsw) - Gründlichkeit muss im Journalismus nach Ansicht von Medienprofessor und TV-Moderator Michael Steinbrecher (51) vor Schnelligkeit gehen. "Schnell zu sein und Aufmerksamkeit zu bekommen, aber im Nachhinein nachgewiesen zu bekommen, dass man nicht gut recherchiert hat, ist auf jeden Fall ein größerer Schaden für ein Unternehmen, als vordergründig der Gewinn, diese Aufmerksamkeit bekommen zu haben", sagte Steinbrecher der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart.

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Stuttgart (dpa/lsw) - Gründlichkeit muss im Journalismus nach Ansicht von Medienprofessor und TV-Moderator Michael Steinbrecher (51) vor Schnelligkeit gehen. „Schnell zu sein und Aufmerksamkeit zu bekommen, aber im Nachhinein nachgewiesen zu bekommen, dass man nicht gut recherchiert hat, ist auf jeden Fall ein größerer Schaden für ein Unternehmen, als vordergründig der Gewinn, diese Aufmerksamkeit bekommen zu haben“, sagte Steinbrecher der Deutschen Presse-Agentur in Stuttgart.

Der ehemalige Moderator des ZDF-„Sportstudios“ leitet seit Anfang 2015 den SWR-Talkklassiker „Nachtcafé“ - an diesem Freitag (22.00 Uhr) läuft die 100. Sendung. „Ich habe immer noch das Gefühl, dass mehr vor uns liegt als hinter uns“, sagte Steinbrecher zum Jubiläum. Unter der Überschrift „Der Weg zum Erfolg“ begrüßt er etwa Schauspielerin Katja Flint, aber auch - wie immer - talk-unerfahrene Gäste.

Aus Sicht des 51-Jährigen, der als Professor für Fernseh- und Crossmedialen Journalismus am Institut für Journalistik der TU Dortmund lehrt, befindet sich der Journalismus nach wie vor in einer Zwickmühle zwischen Gründlichkeit und steigenden Aktualitätsdruck durch die Online-Medien. Darin erhöhe sich die Wahrscheinlichkeit von Fehlern. Passierten diese, helfe nur größtmögliche Transparenz.

Der Nachwuchs sei aus seiner Erfahrung an der Uni dazu bereit: Die Jungen erwarten heute mehr Selbstkritik, mehr Offenheit. Guter, gründlicher Journalismus - „Fakten bündeln, sammeln, werten“ - sei aber heute notwendiger denn je. Größtes Kapital der Journalisten ist und bleibe die Glaubwürdigkeit.

Steinbrecher sieht den Jourmalismus vor großen Herausforderungen. „Was will der Leser?“ Diese Frage stelle sich in Zeiten von Digitalisierung und Personalisierung völlig neu. Während über Jahrzehnte Redaktionskonferenzen festlegten, welche Themen wohl die relevantesten sind, bekomme man heute immer genauere Profile der Leser oder Zuschauer. Bekommt bald jeder sein eigenes Nachrichten-Portfolio? „Die Sicherheit ist einer Verunsicherung oder - positiv formuliert - einer Neugier gewichen.“, sagte Steinbrecher. „Da ist eine Mischung aus Sorge und Euphorie.“

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