MAN:Keine Laster mehr für Myanmar

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Bilder und Videoaufnahmen zeigen, wie Soldaten in Myanmar von Sinotruk-Laster mit Steinschleudern auf Zivilisten schießen. (Foto: Twitter/The Irrawaddy)

Mit Lkw des chinesischen MAN-Partners Sinotruk ging die Militärjunta gegen Demonstranten vor. Jetzt teilt das Münchner Unternehmen mit: Derzeit werden keine Lkw mehr nach Myanmar verkauft.

Von Thomas Fromm

In den Bildern und Videos waren die schweren Lkw auffällig: Aufnahmen von Nutzfahrzeugen des chinesischen Herstellers Sinotruk, mit denen Soldaten nach dem Militärputsch Anfang des Jahres zu den großen, friedlichen Demonstrationen in Myanmar fuhren. Bilder von Soldaten, die von den Ladeflächen grüner Lastwagen sprangen, um auf Demonstranten einzuprügeln, zu schießen und um festgenommene Demonstranten abzutransportieren.

Brisant daran war von Anfang an die Sinotruk-Verbindung nach Deutschland. Der Münchner Lkw-Bauer MAN, der zur VW-Nutzfahrzeuggruppe Traton gehört, hatte schon vor zwölf Jahren 25 Prozent plus eine Aktie an dem chinesischen Unternehmen gekauft und 560 Millionen Euro dafür bezahlt, ein Standbein in China zu haben. Von Protesten in Myanmar, von prügelnden Militärs war da noch nicht die Rede, es ging: um ein vielversprechendes Geschäft auf einem Massenmarkt. Und so stieg nach den Bildern aus Myanmar der Druck. Inzwischen teilte MAN auf Anfrage mit, dass Sinotruk derzeit "alle Aktivitäten auf dem myanmarischen Markt eingestellt" habe.

Rückblick: Nachdem die SZ im März über die Verbindungen von MAN, Sinotruk und den Entwicklungen in Myanmar berichtete, hieß es in München zunächst, man überprüfe "die entsprechende Geschäftstätigkeit". Man habe den chinesischen Partner gebeten, "zum Umfang der Geschäftstätigkeit in Myanmar umfassend Stellung zu nehmen sowie das Thema auf die Tagesordnung der Sitzung des Verwaltungsrates Anfang April zu nehmen". Inzwischen ist September, und Anfang der Woche nun haben einige Organisationen, darunter Reporter ohne Grenzen, Stiftung Asienhaus und Justice For Myanmar einen Brief an den MAN-Vorstandsvorsitzenden Andreas Tostmann geschrieben.

Forderung, dass Technologie nicht dem Militär zugute kommt

Es sei mit Bildern und Videoaufnahmen "sehr gut dokumentiert", dass Armeeangehörige Sinotruk-Fahrzeuge bei der Niederschlagung von Protesten überall im Land eingesetzt hätten. Reporter ohne Grenzen habe MAN bereits im Juli schriftlich aufgefordert, konkrete Schritte zu unternehmen, um sicherzustellen, dass keine Geschäfte mit der Militärjunta gemacht werden, weder direkt noch indirekt. Das Unternehmen müsse "sicherstellen, dass MAN-Technologie nicht in irgendeiner Form dem Militär zugute" komme.

Inzwischen haben sich die Münchner erklärt. Das MAN-Management habe Sinotruk aufgefordert, "noch detailliertere Informationen über die Geschäftstätigkeit in Myanmar zu geben", zudem habe man eine "außerordentlichen Sitzung allein zu diesem Thema gefordert", heißt es auf eine Anfrage der SZ.

Sinotruk habe daraufhin "zusätzliche Informationen zur Verfügung gestellt und nochmal deutlich erklärt, dass das Unternehmen nie Militär- oder Zivilfahrzeuge an das myanmarische Militär verkauft" habe. Noch Anfang 2021 habe das Unternehmen in Myanmar 144 schwere und 103 leichte Lkw abgesetzt.

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