Angela Titzrath im Porträt:Die Frau von der Kaimauer

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Hat schon für Daimler und die Deutsche Post gearbeitet, jetzt ist sie in Hamburg: Angela Titzrath. (Foto: imago images / Chris Emil Janßen)

Angela Titzrath führt den Hamburger Hafen - und vertritt nun auch den Bund bei der angeschlagenen Fluggesellschaft Lufthansa.

Von Caspar Busse

Angela Titzrath, 54, weiß, wie man sich durchsetzt, auch in vermeintlichen Männerdomänen: Sie hat zehn Jahre lang unter den Ingenieuren beim Autobauer Daimler eine steile Karriere gemacht, sie war 2012 die erste Frau im Vorstand der Deutschen Post. Seit gut vier Jahren ist sie Vorstandsvorsitzende der Hamburger Hafen und Logistik AG, und damit auch hier die erste Frau an der Spitze des bekanntesten Unternehmens der Hansestadt, das zugleich mit etwa 6000 Beschäftigen einer der wichtigsten Arbeitgeber der Region ist. 2017 war sie die erste weibliche Rednerin beim traditionellen Kapitänsdinner im Bremer Rathaus. Und seit dem vergangenen September sitzt sie im Lufthansa-Aufsichtsrat - ein durchaus prestigeträchtiges Mandat.

Die Bundesregierung hatte sich als Gegenleistung für die milliardenschwere Hilfe und die Beteiligung an der Lufthansa zwei Aufsichtsratsplätze gesichert, einen hat Angela Titzrath bekommen. In der Lufthansa-Hauptversammlung in der übernächsten Woche muss sie sich zusammen mit Michael Kerkloh, dem langjährigen Chef des Münchner Flughafens, den Aktionären nochmal offiziell zur Wahl stellen. Titzrath, die Wirtschaftswissenschaften und romanische Philologie studiert hat, soll den Posten für zunächst vier Jahre bekommen. Wie lange der Bund bei der Lufthansa dabei bleiben wird, darüber will sie keine Prognose abgeben, aber: "Ich bin als Aufsichtsrat nur dem Wohl des Unternehmens verpflichtet und als unabhängiges Mitglied ernannt", sagte sie nun beim Club Wirtschaftspresse München. Weisungen aus dem Bundesfinanzministerium, etwa von Minister Olaf Scholz, wird sie also nicht entgegennehmen. Aber die resolute Managerin betont auch, mit einem Lächeln: "Es ist ja kein Geheimnis, dass Herr Scholz eine enge Beziehung zu Hamburg hat und wir Gespräche führen, natürlich meistens über den Hamburger Hafen." Scholz war sieben Jahre lang bis 2018 Erster Bürgermeister der Hansestadt.

Lufthansa-Aufsichtsratschef Karl-Ludwig Kley habe sie im vergangenen Jahr angesprochen, erzählt Titzrath. Sie bringe viel internationale Erfahrung mit. So war Titzrath für Daimler in Italien, Spanien und Kanada tätig. Und sie kenne sich mit staatlichen Ankeraktionären aus. Bei der Post etwa ist der Bund noch immer über die Staatsbank KfW beteiligt. Der Hamburger Hafen wiederum ist zu etwa zwei Dritteln in Besitz der Hansestadt Hamburg. "Ich bin bekannt dafür, unterschiedliche Interessen wahrzunehmen", betont Titzrath. Auch deshalb hat das Bundesfinanzministerium der Berufung zugestimmt. Von Titzrath weiß man, dass sie durchaus offen ihre Meinung sagt. Als Personalchefin bei der Post etwa ist sie nach nur zwei Jahren wieder ausgeschieden, weil es ihr dort offenbar zu langsam vorwärts ging.

Das Container-Terminal in Hamburg: Der Hafen der Hansestadt gehört zu den größten in Europa. (Foto: Christian Charisius/dpa)

Der Lufthansa-Job wird viel Zeit ins Anspruch nehmen, dabei ist Titzrath, die früher erfolgreiche Ruderin war, gerade alles andere als langweilig. Der Hamburger Hafen leidet unter der Pandemie, der Containerumschlag ging zuletzt zurück. Gleichzeitig gibt es große Verwerfungen, vor allem durch die jüngste Blockade des Suezkanals. So musste Titzrath große neue Flächen für die Lagerung der Container leerräumen, die durch die Verzögerungen im Schiffsverkehr liegen geblieben sind. "Es ist nicht die Kaimauer, die entscheidet", sagt Titzrath, sondern es sei das Handling der Waren, der Zu- und Abfluss der Container. Sie rechnet noch bis in den Sommer hinein mit Verspätungen.

Wie lange die Krise der Lufthansa noch dauern wird, da will sich Titzrath nicht festlegen. Und dann sagt sie - natürlich halb im Scherz: "Ich lade sie alle ein, mal wieder zu fliegen." Dann ginge es vielleicht schneller aufwärts.

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