Luftverkehr:Lufthansa-Flugschule gibt US-Standort auf

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Ein Pilot vor einem Lufthansa-Flugzeug in Goodyear, Arizona. (Foto: RALPH FRESO/REUTERS)

Seit Jahrzehnten gehen die Pilotenschüler des Konzerns für einige Monate zum Flugtraining nach Arizona. Nun soll Partner United Airlines den Standort weiterführen.

Von Jens Flottau, Frankfurt

Lufthansa gibt nach Jahrzehnten den traditionsreichen Ausbildungsstandort in Goodyear, Arizona auf. Das Ausbildungszentrum wird laut Lufthansa Aviation Training-Geschäftsführer Matthias Spohr an die United Aviate Academy übergeben, eine Tochtergesellschaft von United Airlines. Die Flugschule des amerikanischen Lufthansa-Partners soll künftig einen Teil der Ausbildung für bis zu 300 Pilotenkandidaten aus Deutschland übernehmen.

Die Entscheidung ist Teil des hoch umstrittenen Umbaus der Pilotenausbildung, den der Konzern im Zuge der Corona-Pandemie beschlossen hat. Lufthansa hat derzeit die Ausbildung aller Pilotenschüler mangels Bedarf gestoppt, deswegen sind zahlreiche Klagen von Auszubildenden anhängig. Darüber hinaus hat sie entschieden, den Teil der praktischen Ausbildung, der bislang in Deutschland stattgefunden hat, von Bremen nach Rostock zu verlagern und statt kleinen Jets nur noch Propellerflugzeuge zu verwenden.

Der erste neue Pilotenkurs soll laut Spohr in dritten Quartal 2022 starten. Anders als bisher werden die Kandidaten eine einheitliche Ausbildung durchlaufen und nicht mehr zwei verschiedene, je nachdem, ob sie für die Kernmarke Lufthansa oder andere Fluggesellschaften im Konzern oder außerhalb vorgesehen sind. Dabei werden sie die sogenannte Air Transport Pilot License (ATPL) erwerben. Anschließend müssen sie noch die Musterberechtigung für einen bestimmten Flugzeugtyp bekommen. Für all dies gibt es im neuen System bislang noch keine Finanzierungshilfen. Laut Spohr sollen allerdings Gespräche mit Airlines in der Lufthansa-Gruppe über mögliche Stipendien stattfinden.

Zu Ausbildungsbeginn bekommen die Kandidaten auch keine Übernahmegarantie, sie müssen die Kurse auf eigenes Risiko hin zu Ende führen. Spohr zufolge sollen die Schüler der Lufthansa Aviation Training bevorzugt für die Jobs im Konzern berücksichtigt werden. Allerdings ist nicht absehbar, wann es überhaupt wieder Bedarf für neue Piloten gibt, zumindest bei der Kernmarke.

In Goodyear Station zu machen ist seit Jahrzehnten fester Bestandteil der Ausbildung. Nach einem halben Jahr Theorie-Schulung in Bremen folgte etwa ein halbes Jahr Flugtraining in Arizona. Der Standort wurde vor allem wegen des stets guten Wetters gewählt. Anschließend war noch ein halbes Jahr Fliegen in Bremen vorgesehen. Künftig werden die Schüler nur noch ihre Theorie in Bremen absolvieren, dann ein halbes Jahr bei United in Goodyear üben und anschließend nach Rostock wechseln.

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