Wilhelmshaven:Der erste LNG-Tanker hat angelegt

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Das mit verflüssigtem Erdgas beladene Tankschiff "Maria Energy" liegt in Wilhelmshaven am schwimmenden Terminal, dem Spezialschiff "Höegh Esperanza". (Foto: Sina Schuldt/dpa)

In Wilhelmshaven liefert der erste Tanker Flüssigerdgas. Die Fracht kommt aus den USA - und wurde mit der umstrittenen Fracking-Methode gewonnen.

Von Nakissa Salavati

Es kommt ein Schiff nach Wilhelmshaven, geladen ist kostbare Fracht. Maria Energy heißt der volle Tanker, der an diesem Dienstag Flüssigerdgas zum schwimmenden Terminal an der niedersächsischen Nordseeküste lieferte. Laut Betreiber Uniper reicht das Gas, um 50 000 Haushalte ein Jahr lang mit Energie zu versorgen. Auf den letzten Metern zum Terminal wurde der Tanker gar von der Polizei eskortiert. Es ist das erste voll beladene Tankschiff seit der Eröffnung des LNG-Terminals Mitte Dezember.

Damals war Bundeskanzler Olaf Scholz angereist und machte klar, welche Bedeutung die ganze Sache hat, nämlich höchste: "Das ist jetzt das neue Deutschland-Tempo, mit dem wir Infrastruktur voranbringen, und es soll Vorbild sein, nicht nur für diese Anlage, sondern noch für viele, viele andere", sagte er in Anspielung darauf, dass das Terminal in Wilhelmshaven in nur knapp zehn Monaten gebaut wurde. Ermöglicht hat das ein entsprechendes Gesetz: Es darf in diesem Fall schon gebaut werden, bevor alle Genehmigungsverfahren abgeschlossen sind.

Dass es jetzt sehr schnell gehen soll, hat mit der Energieknappheit zu tun, einer Folge des Ukraine-Krieges. Die Einfuhr von Flüssigerdgas (LNG) nach Deutschland soll künftig die Gasversorgung ohne russische Importe sichern. In Wilhelmshaven etwa wird im fast 300 Meter langen Spezialschiff Höegh Esperanza das angelieferte verflüssigte Erdgas wieder in den gasförmigen Zustand umgewandelt. Anschließend soll es dann ins deutsche Netz eingespeist werden. Bei seiner Ankunft im Dezember hatte auch das Spezialschiff bereits eine Ladung LNG an Bord.

Zusätzlich zum schwimmenden Terminal in Wilhelmshaven sollen in Deutschland bis Ende dieses Jahres weitere Terminals entstehen, jeweils eines in Brunsbüttel (Schleswig-Holstein), Stade (Niedersachsen) und Lubmin (Mecklenburg-Vorpommern), zudem ein weiteres in Wilhelmshaven.

Auch aus Katar kommt künftig Flüssigerdgas

Flüssigerdgas gilt zwar als schnelle Lösung in der Energiekrise, ist aber umstritten. Schließlich ist LNG ebenfalls ein fossiler Energieträger, der das Erdgas aus Russland ablöst. Unabhängig macht sich Deutschland damit zwar von dem kriegstreibenden Staat, nicht aber von anderen Ländern. Auch aus Katar kommt künftig Flüssigerdgas. Außerdem darf Deutschland im Jahr 2045 nicht mehr Treibhausgase ausstoßen, als es einspart. So schreibt es das Klimaschutzgesetz vor. Umwelt- und Klimaschützer glauben daher, dass die teuren Terminals für einen fossilen Energieträger dazu im Widerspruch stehen und die Einhaltung unmöglich machen. Eine Studie des New Climate Institute zeigte zudem, dass der geplante massive LNG-Ausbau für die Energieversorgung Deutschlands nicht notwendig sei.

An dem Flüssigerdgas des Tankers Maria Energy gibt es aber noch einen weiteren Kritikpunkt: Die Fracht kommt aus den USA und wurde ausgerechnet mithilfe der umstrittenen Fracking-Methode gewonnen. Die Deutsche Umwelthilfe verurteilte am Dienstag den Import: "Dass Deutschland heute zum ersten Mal direkt Fracking-Gas aus den USA bezieht, ist kein Grund zur Freude, sondern ein historischer Tiefschlag für Klima- und Naturschutz." Umweltschützer wollten am Abend gegen die Ankunft des LNG-Tankers protestieren.

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