Finanzministerium:Lindner tauscht Staatssekretär aus

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Erst zu Beginn seiner Amtszeit hatte Finanzminister Christian Lindner (FDP) den Ökonomen Carsten Pillath (rechts) in sein Ministerium geholt. Jetzt geht der 66-Jährige zurück in den Ruhestand. (Foto: Janine Schmitz/photothek.de via www.imago-images.de/imago images/photothek)

Es ist die zweite Umbaumaßname im Finanzministerium. Jetzt trifft es Lindners rechte Hand Carsten Pillath, den er erst im Dezember 2021 aus dem Ruhestand geholt hatte.

Von Henrike Roßbach, Berlin

Als Bundesfinanzminister Christian Lindner (FDP) im April vergangenen Jahres mit einem positiven Corona-Test in Washington strandete, erlebte sein Staatssekretär Carsten Pillath eine Blitz-Beförderung: Plötzlich war er für den Rest der Frühjahrstagung von Weltbank und IWF Head of Delegation im Lindner-Tross. Folgerichtig war es dann auch Pillath, der auf dem Rückflug nach Berlin das übliche Hintergrundgespräch mit den mitgereisten Journalisten führte. Zitieren darf man aus diesen Runden nicht. Aber man kann sagen, dass da ein Mann im Besprechungsraum des Regierungsfliegers saß, dem diese befristete Rolle schon ganz gut gefiel.

Nun soll der 66-Jährige, der im ersten Ampel-Jahr auf allen internationalen Bühnen Lindners rechte Hand war, das Finanzministerium verlassen. Am Dienstag verschickte Lindner seine dritte "Ministermail" des Jahres: "Staatssekretär Dr. Carsten Pillath wird zum 1. April 2023 in den regulären Ruhestand zurückkehren, aus dem ich ihn zu meinem Amtsantritt im Dezember 2021 zurückgeholt hatte." Nachfolger soll Heiko Thoms werden, derzeit Botschafter in Brasilien.

In der Tat hatte Lindner den erfahrenen EU-Spitzenbeamten Pillath quasi auf dem Weg in den Ruhestand abgefangen. Der promovierte Ökonom sollte dem neuen Minister auch mit Blick auf die deutsche G7-Präsidentschaft zur Seite stehen. Er habe ihn gebeten, schreibt Lindner in seiner Mail an die Belegschaft, "meinen Start im ersten Jahr auf europäischer und internationaler Ebene mit seiner großen Erfahrung und Expertise zu begleiten". Bei der G7-Präsidentschaft sowie bei Verhandlungen auf EU-Ebene und in internationalen Organisationen habe er sich "stets auf sein Netzwerk und sein ausgezeichnetes Urteilsvermögen verlassen" können. Dafür sei er Pillath "außerordentlich dankbar" - und für seine verbleibende Dienstzeit habe er weiter sein "volles Vertrauen".

Nachdem Lindner das erste Jahr nur zwangsläufige Neubesetzungen vorgenommen hatte, ist das nun schon die zweite größere Umbaumaßnahme. Vor einer Woche erst hatte er dem Haus mitgeteilt, dass vier Abteilungsleiter gehen müssen - einer verliert seinen Posten, weil seine Abteilung aufgelöst wird, die anderen werden ersetzt. Er wolle "die Aufstellung des BMF stärker auf unsere politischen Vorhaben fokussieren und der Organisation eine langfristige strategische Perspektive geben", begründete er den Schritt. Offenbar will der Minister sichergehen, dass seine Lieblingsprojekte mit genug Verve und in seinem Sinne vorangetrieben werden.

Im Fall Pillath heißt es nun ebenfalls: "Mein Ziel ist es, wie Sie wissen, im inhaltlichen Profil unseres Hauses Schwerpunkte zu setzen und der personellen Aufstellung eine langfristige strategische Perspektive zu geben." Zu hören ist, dass es Lindner auch dieses Mal durchaus um einen neuen Impuls für die zweite Hälfte der Legislaturperiode geht - aber auch, dass er keineswegs unzufrieden gewesen sei mit seinem bisherigen Staatssekretär.

Pillaths Nachfolger Thoms war vor seiner Zeit in Brasilien unter anderem Gesandter bei der Nato in Brüssel. Außerdem war der Diplomat Büroleiter des damaligen FDP-Außenministers Guido Westerwelle und davor Referent in der FDP-Fraktion.

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