Einen einfachen Drehflügler aus dänischen Klemmbausteinen kriegt man für etwa zehn Euro. Unklar, was damit gemeint ist? Wie wäre es hiermit: Ein Lego-Hubschrauber muss nicht immer teuer sein. Das klingt doch schon viel verständlicher, oder? In der Alltagssprache setzen sich manchmal bestimmte Begriffe besser durch als andere. In diesem Falle könnte das bedeuten, dass Lego so bekannt ist für seine bunten Steinchen, dass aus dem Markennamen ein Gattungsbegriff für solcherlei Spielzeug geworden ist - ähnlich wie Tempo bei Papiertaschentüchern oder Fön bei Haartrocknern. Eigentlich etwas Gutes für so eine Firma, könnte man meinen, zeugt es doch vom Erfolg ihrer Produkte und breiter Marktmacht.
Manche Unternehmen sehen das allerdings ganz anders. So auch Lego: Der Milliardenkonzern sieht seine Markenrechte durch einen Frankfurter Händler und Youtuber gefährdet, der Klemmbaustein-Sets diverser Hersteller verkauft, sie in Videos zusammenbaut und rezensiert. Thomas Panke heißt er, in seinem Laden und im Internet ist er als "Held der Steine" unterwegs. Er bekam nun Post von einer Anwaltskanzlei, die den Lego-Konzern vertritt. Erneut, muss man sagen: Schon einmal ging Lego gegen Panke vor, 2019 musste er sein Logo ändern, auf dem die typischen Noppen von Klemmbausteinen zu erkennen waren.
Dieses Mal schickte Lego laut Panke die dringende Aufforderung, einige Videos zu löschen: Er bespricht darin Bau-Sets verschiedener Hersteller und nennt die kleinen Kunststoff-Steinchen an mehreren Stellen "Lego" - er nutzt das Wort offenbar als Gattungsbegriff. Das führe aber Nutzer in die Irre, sagt Lego, und beschädige die Marke. Auf Nachfrage teilt das Unternehmen nur mit, dass Nutzer in der irrigen Annahme, es handele sich um Markenprodukte von Lego, "eine sicherheitsgefährdende Imitation" kaufen könnten.
Nun, Thomas Panke sieht das etwas anders. Er hat ein Video dazu veröffentlicht, das mehr als 2,1 Millionen mal aufgerufen wurde. Darin geht er teils ernst, teils ironisch auf die Vorwürfe ein: Er werde die beanstandeten Videos natürlich löschen und neu aufnehmen, ohne das Wort "Lego" für die gezeigten Klemmbausteine zu verwenden. Aber eine Verwechslungsgefahr sei eigentlich ausgeschlossen, schließlich würden Käufer schon beim Blick auf Preisschild und Qualität bemerken, dass es sich nicht um Lego handele. Und das ist kein Kompliment: Immer wieder kritisiert Panke, ähnlich wie auch viele andere langjährige Kunden und Fans, dass neue Lego-Sets stetig teurer würden, bei sinkender Qualität.
Entsprechend schlecht kommt Lego oft weg in diesen Rezensionen, die hunderttausendfach angeklickt werden. Zuletzt verglich Panke zwei rote Sportwagen-Modelle miteinander - eines von Cada Master, eines von Lego Technic. Sein Fazit: Das ferngesteuerte Cada-Modell mit LED-Lichtern sehe nicht nur besser aus und sei cleverer konstruiert, es sei auch deutlich besser ausgestattet als das Lego-Modell ohne all diese elektronischen Funktionen - doch beide kosten etwa 180 Euro.
Die Video-Rezension des Lego-Modells trug den Titel "Der schlechteste Ferrari der Welt". Harte Kritik, die der Konzern da immer wieder einstecken muss. Geht es bei diesen Auseinandersetzungen vielleicht nur vordergründig um Markenrechte und die Frage, ob Lego gewissermaßen das Tempo der Klemmbausteine ist? Panke überlässt die Beurteilung lieber den Zuschauern, bevor der nächste Brief vom Anwalt kommt.