Lebensversicherung:Aufsicht stoppt Abwicklungsgeschäft

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Die Finanzaufsicht Bafin hat die Übernahme gestoppt. (Foto: Boris Roessler/dpa)

Der Versicherer Zurich wollte die Lebensversicherungsverträge von 720 000 deutschen Kunden abgeben. Doch jetzt ist das Geschäft nach zwei Jahren Genehmigungsverfahren geplatzt.

Von Herbert Fromme, Köln

Die Finanzaufsicht Bafin hat die Übernahme von 720 000 Lebensversicherungsverträgen der Zurich Deutschland durch den Abwicklungsspezialisten Viridium gestoppt. Grund ist die Eigentümerstruktur von Viridium: Das Unternehmen gehört mehrheitlich dem britischen Investor Cinven. Er ist bei Aufsichtsbehörden in Europa derzeit sehr unbeliebt, seit er zugelassen hat, dass seine Mailänder Tochter Eurovita in eine Schieflage geraten ist.

Das Geschäft haben Zurich und Viridium schon im Juni 2022 eingefädelt. Mit den Verträgen sollten Rückstellungen in Höhe von 20 Milliarden Euro zu Viridium wandern. Der Kaufpreis soll 500 Millionen Euro betragen haben.

Der Verkauf von Lebensversicherungsverträgen war fast schon Routine geworden, seit Viridium 2019 den Bestand der Generali Lebensversicherung übernommen hatte. Die Idee: Der Abwickler kann mit besserer Technik und der Spezialisierung auf dieses Geschäft die Kosten zum Vorteil der Kunden senken, die früheren Besitzer der Bestände setzen Kapital frei und können sich mit ihren Teams auf neues Geschäft konzentrieren.

Bei einer solchen Transaktion führt die Finanzaufsicht ein Inhaberkontrollverfahren durch. Sie will sicherstellen, dass die neuen Verwalter der Verträge zuverlässig sind und die Interessen der Kunden durch sie nicht geschädigt werden.

Viridium-Chef Tilo Dresig steckt in der Klemme

Dies ist bei der nun geplatzten Transaktion offenbar nicht der Fall. Die Bafin hat den beteiligten Unternehmen mitgeteilt, dass sie die Übernahme der Bestände untersagen müsste, wenn die Beteiligten das Inhaberkontrollverfahren förmlich einleiten würden. Daraufhin verzichteten beide Seiten auf die Einleitung des Verfahrens und stellten das Projekt ein.

Viridium selbst nennt als Grund seine Eigentümerstruktur. Die Akquisition könne "im Hinblick auf unsere derzeitige Eigentümerstruktur nicht wie geplant durchgeführt werden", teilte die Gesellschaft mit. Viridium gehört zu 70 Prozent dem Londoner Investor Cinven. Die Hannover Rück hält 20 Prozent, die Generali 10 Prozent.

Grund für die Zweifel ist die Rolle von Cinven in Italien. Nach Liquiditätsproblemen hatte Cinven der Tochter Eurovita notwendige Kapitalspritzen verweigert. Inzwischen wird die Gesellschaft von der italienischen Aufsicht abgewickelt, die Bestände werden auf die Allianz und vier italienische Lebensversicherer verteilt.

Viridium-Chef Tilo Dresig steckt in der Klemme. Die Bafin wird auch eine andere Transaktion nicht genehmigen, solange Cinven die Mehrheit hält. Cinven hatte schon 2023 einen Käufer für Viridium gesucht, war aber mit einer Preisvorstellung von angeblich drei Milliarden Euro auf wenig Interesse gestoßen. Die aktuelle Situation dürfte den Preis erheblich drücken.

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