"Icon of the Seas":Sieht so wirklich die neue "Ära des Urlaubs" aus?

Lesezeit: 2 min

Das Schiff bietet Platz für 7600 Gäste und 2350 Crew-Mitglieder. (Foto: Royal Caribbean Cruises Ltd.)

In Finnland entsteht gerade das größte Kreuzfahrtschiff der Welt. Wer in der schwimmenden Kleinstadt Urlaub machen will, muss richtig viel Geld haben - aber angeblich kein schlechtes Gewissen.

Von Sonja Salzburger

Minimalismus war gestern. Warum einfach nur über das offene Meer schippern und die frische Brise genießen, wenn man gleichzeitig auch in einem Hochseilgarten klettern, eine Freifallrutsche hinunterstürzen oder eine Eiskunstlauf-Show ansehen kann? In der Werft Meyer Turku in Finnland wird derzeit das größte Kreuzfahrtschiff der Welt gebaut. Es soll Bedürfnisse befriedigen, von denen die meisten Reisenden vermutlich noch nicht einmal wussten, dass sie sie haben. Das 365 Meter lange und 50 Meter breite Schiff trägt den Namen Icon of the Seas (Ikone der Meere) und läutet laut seiner Besitzerin, der Reederei Royal Caribbean International, nichts weniger als eine neue "Ära des Urlaubs" ein.

Das Schiff bietet Platz für 7600 Gäste und 2350 Crew-Mitglieder. 20 Sonnendecks, neun Whirlpools und sieben Swimmingpools (darunter ein schwebender Infinity-Pool), der nach eigenen Angaben größte Wasserpark auf hoher See mit sechs Rutschen sowie die größte schwimmende Bar der Welt, ein Hochseilgarten und ein mit Bäumen bepflanzter Park sind nur einige der vielen Freizeitmöglichkeiten, die diese schwimmende Kleinstadt ihren Passagieren zu bieten hat.

Wer auf dem Schiff nicht die Treppe herunterlaufen will, kann auch die Rutsche nehmen. (Foto: Royal Caribbean Cruises Ltd.)

Ihre ersten Probefahrten in der Ostsee hat der Ozeanriese im vergangenen Monat bereits erfolgreich hinter sich gebracht, Anfang 2024 soll die Icon of the Seas zum ersten Mal mit Gästen in See stechen. Falsche Bescheidenheit kann man Royal Caribbean nicht unterstellen. "Denken Sie an Ihren besten Urlaub und stellen Sie sich diesen noch besser vor - noch viel besser", lautet das Versprechen, mit dem die Reederei auf ihrer Website für ihren schwimmenden Koloss wirbt.

Das mit LNG betriebene Schiff ist mit Brennstoffzellentechnologie ausgestattet

Kreuzfahrtschiffe gehören neben Flugzeugen zu den klimaschädlichsten Fortbewegungsmitteln der Welt, ganz gleich, ob die Schiffe mit Schweröl, Schiffsdiesel oder Flüssiggas fahren: Ihr C0₂ -Ausstoß ist enorm. Aber bei der "Ikone der Meere" darf natürlich auch das heutzutage obligatorische Nachhaltigkeitsversprechen nicht fehlen. Nach Angaben von Royal Caribbean ist das mit LNG betriebene Schiff mit Brennstoffzellentechnologie ausgestattet, kann an Landstrom angeschlossen werden und hat ein Abwärmerückgewinnungssystem. Es handele sich deshalb - so viel Superlativ muss sein - um das nachhaltigste Schiff der Reederei, das bislang gebaut wurde. Passagiere, die von Deutschland aus anreisen, müssen allerdings noch einen Langstreckenflug auf ihren Co₂-Konten verbuchen.

Neun Whirlpools und sieben Swimmingpools: Wer will da noch im Meer baden? (Foto: Royal Caribbean Cruises Ltd.)

Denn die Icon of the Seas wird ihre einwöchigen Rundreisen ab Miami starten und dabei drei bis vier Stopps einlegen. Je nach Route liegen diese entweder in Mexiko, Honduras sowie den Inseln St. Maarten, Sankt Kitts und Nevis oder St. Thomas. Der letzte Stopp liegt immer auf der Privatinsel "Coco Cay", 90 Kilometer nördlich von Nassau, der Hauptstadt der Bahamas. Royal Caribbean hat diesen kleinen Landstrich gepachtet und 2019 umgebaut. Seitdem können Besucher hier das Gleiche tun, was sie in den vergangenen Tagen auf hoher See perfektioniert haben dürften, zum Beispiel riesige Rutschen hinuntergleiten oder Getränke und Essen an Poolbars genießen - nur mit dem Unterschied, dass für den inseleigenen Wasserpark noch mal ein zusätzliches Eintrittsgeld fällig wird.

Das scheint seine Zielgruppe zu finden. Wer es eilig hat, muss etwas tiefer in die Tasche greifen. Für die nächstmögliche Rundfahrt mit der Icon of the Seas, für die es auf der Website von Royal Caribbean noch freie Kapazitäten gibt, sind nur noch Balkonkabinen (ab 5095 Euro pro Person) und Suiten (ab 9775 Euro) verfügbar. Auch Anfang Februar sind die günstigsten Tickets - 2779 Euro pro Person für einen Platz in der Innenkabine - bereits ausverkauft. Für Gutbetuchte kein Grund zu verzagen: Nach Angaben der Reederei gibt es an Deck 28 verschiedene Unterkunftsarten, darunter auch ein dreistöckiges Stadthaus, mit weißem Lattenzaun und eigenem Briefkasten.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusWasserknappheit
:"Wasser ist das neue Öl"

Berlin, Hamburg, München - in Ballungszentren steht die Trinkwasserversorgung vor Problemen. Hitze und Dürre verschärfen Verteilungskämpfe.

Von Uwe Ritzer

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: