Schwerin:Stimmung in der Nordost-Wirtschaft leicht abgekühlt

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Der Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern geht es nach eigenem Bekunden gut. Doch trüben Brexit-Folgen, internationale Handelskonflikte, Unwägbarkeiten bei...

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Schwerin (dpa/mv) - Der Wirtschaft in Mecklenburg-Vorpommern geht es nach eigenem Bekunden gut. Doch trüben Brexit-Folgen, internationale Handelskonflikte, Unwägbarkeiten bei Energie- und Rohstoffpreisen sowie ein Mangel an Fachkräften den Blick der Unternehmen in die Zukunft. „Es ist nicht die Zeit, über eine schlechte wirtschaftliche Situation zu klagen. Aber eine Abkühlung ist erkennbar“, sagte der Neubrandenburger IHK-Hauptgeschäftsführer Torsten Haasch am Dienstag in Schwerin bei der Vorstellung der jüngsten Konjunkturumfrage der drei Industrie- und Handelskammern im Nordosten.

Schon Anfang Januar hatte die Landes-Vereinigung der Unternehmensverbände (VU) konstatieren müssen, dass sich die Stimmungslage in weiten Teilen der Wirtschaft „im Rückwärtsgang“ befindet. Der Unternehmer-Dachverband und die Kammern befragen ihre Mitgliedsfirmen regelmäßig nach ihrer aktuellen Geschäftslage und den Erwartungen. Von 3400 befragten Firmen der im Land vertretenen Branchen hätten bei der jüngsten IHK-Umfrage 620 ihre Einschätzungen übermittelt, so dass ein repräsentatives Ergebnis vorliege, sagte Haasch.

Laut Umfrage bewerteten zu Jahresbeginn 53 Prozent der Unternehmen ihre aktuelle Situation als gut, 40 Prozent als befriedigend und 7 Prozent als schlecht. Das war gegenüber dem Jahresanfang 2019 geringfügig schlechter. Deutlicher zeigt sich der Stimmungswandel bei den Prognosen für das neue Jahr. Mit 17 Prozent überwogen erstmals seit längerem wieder die Firmen, die eine Verschlechterung ihrer wirtschaftlichen Situation erwarten, gegenüber jenen, die mit einer Verbesserung rechnen. Doch geht mit 68 Prozent der Befragten die große Mehrheit von weiterhin gleich bleibenden Geschäften aus. Im östlichen Landesteil sind die Erwartungen dabei verhaltener als im Westen mit der Nähe zu Hamburg oder im Großraum Rostock, dem wirtschaftlichen Zentrum des Landes.

Viele der Unternehmen kämen von einem hohen Niveau, sagte Haasch und führte als Beispiel die Baubranche an. „Da können die Erwartungen kaum noch gesteigert werden“, sagte er. Die Auftragsbücher seien auf lange Sicht gefüllt. Der Mangel an Fachkräften wirke bereits als limitierender Faktor. Der Handel verzeichne zwar auch weiterhin gute Geschäfte, gerate aber durch die Online-Konkurrenz immer mehr unter Druck. Haasch forderte faire Wettbewerbsbedingungen. „Der Einzelhandel spielt für lebenswerte Innenstädte eine wichtige Rolle“, betonte der IHK-Hauptgeschäftsführer.

Die insgesamt etwas eingetrübten Geschäftserwartungen bremsen laut Haasch auch die Investitionsbereitschaft der Firmen. Der Anteil der Unternehmen, die höhere Ausgaben planen, sank binnen Jahresfrist von 30 auf 22 Prozent. Erstmals liegt der Anteil der Firmen, die ihre Investitionen zurückfahren wollen, mit 27 Prozent wieder höher.

Auch die Arbeitskräftenachfrage lässt laut Umfrage nach. Nur noch 16 statt zuvor 19 Prozent der Firmen wollen ihre Belegschaften aufstocken. 13 Prozent ziehen einen Beschäftigungsabbau in Erwägung, doppelt so viele wie vor einem Jahr. Dennoch betrachten zwei Drittel der befragten Unternehmen den Fachkräftemangel weiterhin als größte Herausforderung für die Wirtschaft. Danach folgen Energie- und Rohstoffpreise sowie steigende Arbeitskosten.

Auch bundesweit kühlten sich die Konjunkturaussichten spürbar ab, was sich auch am Arbeitsmarkt zeigt. Wie das Statistische Bundesamt am Dienstag in Wiesbaden mitteilte, waren im vierten Quartal des vergangenen Jahres 45,5 Millionen Menschen mit einem Arbeitsort in Deutschland registriert. Der Zuwachs gegenüber dem Vorjahreszeitraum betrug damit nur noch 0,7 Prozent. In den Jahren zuvor hatte das Plus kontinuierlich deutlich über 1 Prozent gelegen.

Nach Ansicht der AfD-Landtagsfraktion sorgen steigende Strompreise und eine unsichere Energieversorgung maßgeblich mit dafür, dass sich die Wirtschaftsaussichten eintrüben. „Ohne sichere Energieversorgung aus bewährten Energieträgern ist keine zukunftsfähige Wirtschaft möglich, zumal die Erforschung sinnvoller erneuerbarer Energieformen nach wie vor in den Kinderschuhen steckt“, erklärte der AfD-Abgeordnete Dirk Lerche.

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