Konjunktur:Deutschland kann nur noch mit einem Mini-Wachstum rechnen

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Die exportorientierte deutsche Industrie leidet unter den weltweiten Handelskonflikten. (Foto: dpa)
  • Die führenden Wirtschaftsforscher senken ihre Wachstumsprognose. Deutschland wird demnach im laufenden Jahr nur noch um 0,5 Prozent wachsen.
  • Zuvor waren sie von 0,8 Prozent ausgegangen, vor einem Jahr hatten sie gar noch 1,9 Prozent prognostiziert.
  • Schuld sind vor allem die globalen Handelskonflikte. Sie treffen die exportabhängige Industrie.

Von Henrike Roßbach, Berlin

Die führenden deutschen Wirtschaftsforschungsinstitute haben ihre Konjunkturprognose für Deutschland noch einmal nach unten korrigiert. Waren sie im Frühjahr noch von einer Zunahme des Bruttoinlandsprodukts von 0,8 Prozent für das laufende Jahr ausgegangen, erwarten sie nun nur noch 0,5 Prozent Wachstum. In der Herbstprognose vor einem Jahr hatten die Ökonomen noch mit 1,9 Prozent Wachstum gerechnet.

Dass die Konjunktur in Deutschland nach zehn Jahren Aufschwung zu schwächeln beginnt, liegt vor allem an den weltweiten Handelskonflikten. Erschwerend hinzukommen die Unsicherheiten durch den drohenden Brexit. Die exportorientierte deutsche Industrie bekommt solche Konflikte schnell zu spüren. Die Branche steckt in der Rezession, urteilen die Forscher. Das belaste zunehmend auch den Dienstleistungssektor. Andererseits hat sich die Binnenkonjunktur dank steigender Löhne und einer positiven Situation auf dem Arbeitsmarkt bislang gut entwickelt.

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Die sogenannte Gemeinschaftsdiagnose der führenden Wirtschaftsforschungsinstitute Deutschlands wird zwei Mal im Jahr erstellt, im Frühling und im Herbst. Derzeit gehören zu der prestigeträchtigen Runde, die das Bundeswirtschaftsministerium mit dem Gutachten beauftragt, das Deutsche Institut für Wirtschaftsforschung Berlin, das Münchener Ifo-Institut, das Kieler Institut für Weltwirtschaft, das Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung Halle und das RWI-Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung in Essen.

Von Bedeutung ist die Gemeinschaftsdiagnose vor allem deshalb, weil sie eine Orientierung gibt für die Projektionen der Bundesregierung, also deren Schätzung, wie sich die wirtschaftliche Lage entwickeln wird. Die wiederum ist Grundlage für die Steuerschätzer, an deren Berechnungen sich Bund, Länder und Gemeinden bei der Aufstellung ihrer Haushalte orientieren.

Ein kurzfristiges Konjunkturpaket lehnt die Ökonomenrunde ab, die bestehenden Regeln würden bereits helfen, den Abschwung zu dämpfen. Einen dauerhaften Überschuss im Bundeshaushalt lehnen die Forscher allerdings ab. "Ein Festhalten an der 'schwarzen Null' wäre schädlich", heißt es im Gutachten.

2020 ist ein Schaltjahr - und mehr Arbeitstage bedeuten mehr Wachstum

Auch für das kommende Jahr senken die Konjunkturforscher ihre Prognose: von 1,8 Prozent noch im Frühjahr auf nun 1,1 Prozent. Sie sind also für das kommende Jahr nach wie vor wieder etwas positiver gestimmt - auch weil 2020 ein Schaltjahr ist und viele Feiertage aufs Wochenende fallen. Mehr Arbeitstage bedeuten mehr Wachstum.

Die Bundesregierung selbst war schon in ihrer Frühjahrsprojektion pessimistischer gewesen als die anderen Gutachter: Sie rechnete damals bereits nur noch mit 0,5 Prozent Wachstum für das laufende Jahr und 1,5 Prozent für das kommende.

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