Klage von US-Fonds:"Porsche hat die Würfel gezinkt"

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Abrechnung in New York: Die gescheiterte Übernahme von VW kann Porsche noch teuer zu stehen kommen: US-Fonds fühlen sich geprellt und verklagen den Autohersteller.

Die Übernahmeschlacht um Volkswagen holt Porsche nun in den USA ein. Eine Gruppe von amerikanischen Hedgefonds hat den Stuttgarter Autohersteller und dessen ehemalige Vorstände wegen undurchsichtiger Aktiengeschäfte verklagt.

Ein Porsche spiegelt sich in der Radkappe eines VW Käfers: Erst wollte Porsche Volkswagen übernehmen, doch dann drehte VW den Spieß um. (Foto: Foto: AP)

Sie machten einen Schaden von mehr als einer Milliarde Dollar geltend. Die Klage sei vor einem Gericht in Manhattan eingereicht worden, teilten die Fonds in New York mit. Ein Anwalt der Kläger sagte: "Wir werden alles tun was notwendig ist, um sicherzustellen, dass das Gesetz zu seinem Recht kommt."

In Stuttgart-Zuffenhausen herrscht Unverständnis: "Wir haben keine Kenntnis von dieser Klage", sagte ein Porsche-Sprecher. "Wir weisen aber darauf hin, dass wir uns immer an geltendes Kapitalmarktrecht gehalten haben."

Neben dem Unternehmen greifen die US-Fonds auch den früheren Vorstandschef Wendeling Wiedeking und den ehemaligen Finanzchef Holger Härter direkt an.

Absicht verschwiegen

Die Manager und Porsche hätten ihre Absicht zur Kontrolle von Volkswagen verschwiegen und heimlich nahezu alle frei verfügbaren Stammaktien des Wolfsburger Konzerns angehäuft, was schließlich nach Offenlegung der Anteilsverhältnisse zu einem Kurssprung der VW-Stämme geführt habe.

Porsche habe Investoren von VW getäuscht, in die Ecke getrieben und damit mehrere Milliarden Euro verdient. "Porsche stapelte die Karten und zinkte die Würfel", heißt es in der Klageschrift. Eine gütliche, außergerichtliche Einigung sei mit dem Sportwagen-Hersteller nicht zustandegekommen.

Letztlich verhoben sich Wiedeking und sein Finanzvorstand Härter an dem Deal, häuften einen gewaltigen Schuldenberg an und mussten schließlich Ende Juli 2009 ihren Hut nehmen.

Ermittlungen auch in Deutschland

Die Vorwürfe der Kursmanipulation sind nicht neu. Auch die Staatsanwaltschaft Stuttgart und die Finanzaufsicht Bafin sind ihnen bereits nachgegangen. Die Ermittler durchsuchten Mitte vergangenen Jahres Büros und Privaträume der ehemaligen Porsche-Vorstände. Das Unternehmen selbst hat die Vorwürfe bislang stets zurückgewiesen, Wiedeking und Härter haben sich bisher öffentlich nicht dazu geäußert.

Zu den klagenden Fonds zählen den Angaben zufolge unter anderem Elliott Associates, The Liverpool Limited Partnership, Glenhill Capital, Glenview, GCM Little Arbor Partners LP und Perry Partners.

Porsche hatte im Herbst 2005 mit dem Kauf von VW-Stammaktien begonnen und bis Herbst 2008 jegliche Kontrollabsicht des Wolfsburger Konzerns bestritten.

Im Oktober 2008 teilte der Stuttgarter Autohersteller jedoch überraschend mit, sich über Aktien und Optionen 74 Prozent der Stimmrechte an VW gesichert zu haben. Ein Beherrschungsvertrag wurde für 2009 angekündigt.

Daraufhin vervielfachte die VW-Aktie binnen kurzer Zeit ihren Wert auf mehr als 1000 Euro. Anleger, die auf fallende VW-Kurse gesetzt hatten, erlitten zum Teil hohe Verluste.

Die VW-Übernahme scheiterte im Sommer 2009. Volkswagen drehte im Zuge der Finanzkrise den Spieß um und verleibt sich den Sportwagenbauer nun Schritt für Schritt ein. Am Freitag treffen sich die Porsche-Aktionäre turnusgemäß auf der Hauptversammlung.

© sueddeutsche.de/dpa/Reuters/pak - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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