Karl Albrecht:Kein Verkauf, keine Zerschlagung, keine Erbschaftssteuer

Durch das Stiftungsmodell lässt sich verhindern, dass das Unternehmen nach dem Tod des Firmengründers aufgeteilt, zerschlagen oder verkauft wird. Die Nachfahren können das Erbe also nicht verjubeln, sondern müssen sich mit einem Sitz in den Stiftungsgremien begnügen.

Dafür genießen sie im Gegenzug ein äußerst lukratives Privileg: Sie zahlen keine Erbschaftsteuer. Stattdessen wird die Familienstiftung selbst bei ihrer Gründung sowie anschließend in einem Turnus von 30 Jahren mit einer sogenannten Erbersatzsteuer belegt. Dabei tut der Fiskus so, als würde das Vermögen auf zwei Erben übertragen.

Da jedoch die üblichen Freibeträge und vor allem die Verschonungsregeln für die Übertragung von Betriebsvermögen gelten, wird in der Praxis meist nur eine geringe oder gar keine Zahlung an den Fiskus fällig. Das letzte Mal musste die Siepmann-Stiftung offensichtlich 2003 an das Finanzamt Fürstenfeldbruck zahlen. Der nächste Stichtag ist 2033. Bis dahin ist Ruhe.

Finanzamt kann Albrecht höchstens bei Privatvermögen belangen

Noch mehr Privilegien genießen die gemeinnützigen Stiftungen: Sie zahlen weder Erbschaft- noch Erbersatzsteuer, und auch die Körperschaftsteuer greift nicht, weil die Beteiligung an einer Kapitalgesellschaft nicht als unternehmerische Tätigkeit, sondern als Vermögensverwaltung gilt.

Entsprechend sind die Betriebe, die über die Stiftungen gesteuert werden, fast immer als Aktiengesellschaft (AG) oder als Gesellschaft mit beschränkter Haftung (GmbH) organisiert - so auch im Falle von Aldi Süd. Auch dürfen gemeinnützige Stiftungen einen Teil ihrer Gewinne an die Familienstiftung übertragen. Die Stiftung auflösen und sein Geld wieder einstreichen kann der Stifter aber nicht.

Falls das Finanzamt die Erben Karl Albrechts überhaupt belangt, dann allenfalls mit Blick auf das Privatvermögen, das der Patriarch hinterlässt. Dazu könnten etwa das Haus der Familie, Autos, Bargeld und Wertpapiere gehören. Aber wie Albrecht kurz vor seinem Tod selbst sagte, führte er ein sehr sparsames Leben. Sein einziger Luxus: ab und an eine Partie Golf.

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