Der Internationale Währungsfonds (IWF) hat seine Wachstumsprognose angesichts ungelöster Handelskonflikte und eines drohenden ungeregelten Brexits erneut nach unten korrigiert. 2019 werde die weltweite Wirtschaftsleistung nur noch um 3,5 Prozent steigen, heißt es in der Fortschreibung des Weltwirtschaftsberichtes, die IWF-Chefin Christine Lagarde am Montag bei der Jahrestagung des Weltwirtschaftsforums in Davos vorstellte. Im Oktober war der IWF noch von 0,2 Prozentpunkten mehr ausgegangen.
Für die deutsche Wirtschaft sind die Prognosen noch düsterer: Der IWF senkte seine Vorhersage für das laufende Jahr von 1,9 auf 1,3 Prozent, erwartet für 2020 aber nach wie vor 1,6 Prozent Wachstum. Die größten Unsicherheitsfaktoren hierzulande sind demnach Produktionsschwierigkeiten in der Automobilindustrie und eine geringere externe Nachfrage. Hinzu kämen die Hängepartie um den EU-Austritt Großbritanniens und eine Haushaltsschieflage in Italien, die die Konjunktur in Europa gefährden könnten.
IWF: Keine "schädlichen Barrieren" hochziehen
Der IWF veröffentlichte seine Prognose einen Tag vor dem Beginn des Weltwirtschaftsforums in Davos. Dort treffen sich ab Dienstag etwa 3000 Teilnehmer aus der Politik- und Wirtschaftselite, um über Herausforderungen und Entwicklungen der globalen Konjunktur zu diskutieren.
"Steht eine globale Rezession bevor? Nein. Aber das Risiko einer stärkeren Abnahme des Weltwirtschaftswachstums ist sicherlich gestiegen", sagte IWF-Chefin Christine Lagarde vor Journalisten. Sie forderte, Spitzenpolitiker müssten die Gefahren ansprechen und bereit sein, wenn sich das Wachstum ernsthaft verlangsame. Ziel müsse sein, dass Volkswirtschaften widerstandsfähiger würden und stärker zusammenarbeiteten. Wichtig sei zudem, Arbeitern zu helfen, die im Zuge der Digitalisierung fern von zu Hause seien. Außerdem müssten bessere Möglichkeiten für Frauen und junge Leute geschaffen werden, sagte Lagarde.
Im Bericht des IWF heißt es außerdem: "Die hauptsächliche politische Priorität für alle Staaten ist nun, ihre Handelsstreitigkeiten und die daraus resultierende politische Unsicherheit gemeinsam und schnell zu lösen, statt schädliche Barrieren hochzuziehen und eine sich bereits abschwächende Weltwirtschaft weiter zu destabilisieren." Der Fonds mahnte zur internationalen Zusammenarbeit. Der Spielraum der Länder für Gegenmaßnahmen im Falle eines deutlichen weltweiten Abschwungs seien deutlich geringer als noch vor der Finanzkrise 2008. "Multilaterale Kooperation wird daher wichtiger", betonte der Fonds.