Preise:Inflation im Euro-Raum steigt auf drei Prozent

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Die Verbraucherpreise erreichen damit den höchsten Wert seit 2011 - und setzen die Europäische Zentralbank unter Druck.

Von Markus Zydra, Frankfurt

Auch in der Eurozone sind die Verbraucherpreise im August stark angestiegen, und zwar um drei Prozent, wie die europäische Statistikbehörde Eurostat am Dienstag in einer Schätzung mitteilte. Erst am Montag hatte das Statistische Bundesamt für Deutschland eine Inflationsrate von 3,9 Prozent gemeldet. Das war der höchste Wert seit 1993. Weil Deutschland als größte Volkswirtschaft der Währungsunion in der Eurostat-Berechnung das stärkste Gewicht besitzt, kam der Anstieg der Euro-Inflationsrate nicht unerwartet. Experten hatten mit 2,7 Prozent gerechnet, doch nun ist der Wert höher ausgefallen. Auch in anderen Euro-Staaten wie Spanien, den Niederlanden und dem Baltikum sind die Preise gestiegen. Die Kosten für Energie in der Eurozone legten um 15,4 Prozent zu.

Die hohe Inflationsrate setzt die Europäische Zentralbank unter Druck. Die Währungshüter haben ihr Inflationsziel auf zwei Prozent fixiert. Der aktuelle Wert liegt damit um einen Prozentpunkt höher. Schon im Juli hatte die Inflation mit 2,2 Prozent über dem EZB-Ziel gelegen. In normalen Zeiten müsste die Notenbank spätestens jetzt eine Straffung der lockeren Geldpolitik einleiten. Doch die Lage ist unübersichtlich. Durch die Corona-Pandemie kam es zu Produktionsausfällen. Die Knappheit sorgte für einen Preisanstieg. Doch sobald sich die Abläufe wieder normalisieren, dürften die Preise wieder sinken. Außerdem gibt es einen Basiseffekt: Weil Inflationsraten auf Jahresbasis verglichen werden, schlagen die massiven Preiseinbrüche zum Beginn des Corona-Lockdowns rechnerisch stark durch. Die EZB erwartet, dass sich der Inflationsschub 2022 abschwächt.

Dennoch wird EZB-Präsidentin Christine Lagarde das Thema bei der nächsten geldpolitischen Sitzung am 9. August aufgreifen. Die Notenbank hat 1,85 Billionen Euro als Nothilfe zur Verfügung gestellt. Mit dem Geld kauft die EZB in monatlichen Tranchen Staats- und Unternehmensanleihen der Eurozone auf. Auf diese Weise senkt sie die Refinanzierungskosten für Staaten und Unternehmen. Das Programm läuft bis März 2022. Die Frage ist, ob es überhaupt und wenn ja, wie es verlängert wird. Bundesbankpräsident Jens Weidmann möchte die Nothilfen beenden, sobald sich die Wirtschaft erholt hat. Und genau danach sieht es aus: Die EU-Kommission rechnet für dieses Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von 4,8 Prozent.

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