Industrie:Körber strebt bis 2040 „Netto-Null“ bei CO2-Emissionen an

Lesezeit: 2 min

Dummys von Faltschachtel für Medikamente. (Foto: Christian Charisius/dpa)

Begriffe wie CO2-Neutralität sind in aller Munde. Oft verschwindet dahinter jedoch, worauf sich Klimaziele konkret beziehen. Bei Unternehmen hilft es, drei Bereiche zu unterscheiden und die Höhe des CO2-Ausgleichs, wie auch das Beispiel eines Hamburger Konzerns zeigt.

Direkt aus dem dpa-Newskanal

Hamburg (dpa) - Der Technologiekonzern Körber will bis 2040 in seiner gesamten Wertschöpfungskette ohne CO2-Emissionen auskommen - und sieht sich damit in der deutschen Industrie weit vorn. Das schließt auch den Bereich indirekter Emissionen aus der Lieferkette, den sogenannten Scope 3, mit ein, wie Erich Hoch, Vorstandsmitglied der Hamburger Körber AG, der Deutschen Presse-Agentur sagte. Auf diesen anspruchsvollen Plan habe sich der Vorstand erst vor wenigen Tagen festgelegt. „Das ist dann ein richtiger Gamechanger, also 2040 inklusive Scope 3, da sind wir schon ziemlich alleine unterwegs mit diesen ambitionierten Zielen.“

Treibhausgasemissionen von Unternehmen werden nach dem Greenhouse Gas Protocol in drei Bereiche unterteilt: in direkte Emissionen (Scope 1), in indirekte Emissionen aus der Erzeugung von eingekaufter Energie (Scope 2) sowie in alle weiteren indirekten Emissionen in der Lieferkette, die eine Folge der Aktivitäten des Unternehmens sind, aber aus externer Quelle stammen (Scope 3). Zu letzteren zählen etwa Emissionen aus der Produktion von eingekauften Materialien oder aus der Nutzung von verkauften Produkten.

In den ersten beiden Bereichen möchte Körber bis 2025 CO2-neutral werden. Dieses Ziel beinhaltet auch CO2-Kompensation, also den Ausgleich von Emissionen, die nicht aus eigener Anstrengung reduziert werden können, durch Einsparung von Emissionen an einem anderen Ort. Darunter fallen etwa Investitionen in Klimaschutzprojekte. Bis 2030 laute das strengere Ziel in diesen beiden Bereichen „Netto-Null“, das dann bis 2040 auch für alle Bereiche gelten wird, sagte Hoch.

Nach gängiger Definition der Science Based Targets initiative (SBTi) bedeutet das, dass am Ende weniger als zehn Prozent der Emissionen übrig bleiben dürfen. Diese verbleibenden Emissionen müssen demnach durch dauerhafte Kohlenstoffabscheidung und -speicherung ausgeglichen werden.

Der Großteil der Emissionen des Konzerns fällt nach seinen Angaben aber in den dritten Bereich: Die ersten beiden Bereiche, über die die Mehrheit der Menschen sprächen, machten bei Körber nur einen Bruchteil der Gesamtemissionen aus. „Das heißt in 2022 lagen 99 Prozent im Scope 3 - gut ein Drittel davon im Zukauf, zwei Drittel in den nachgelagerten Prozessen.“ Seit Mitte vergangenen Jahres prüfe man gezielt mit Blick auf die Lieferanten, ob sie in der Lage seien, Körber ein nachhaltiges Produkt zu liefern, so Hoch.

Um seine Klimaziele zu erreichen, setzt der Konzern mit mehr als 100 Standorten weltweit zudem etwa bei der Energiebeschaffung an. Körber installiere in seinen Fabriken gerade flächendeckend Photovoltaikanlagen. Die größte Fabrik in Ungarn werde beispielsweise in den nächsten 12 Monaten komplett mit Photovoltaik versorgt werden, hieß es.

„Kopfschmerzen“ bereitet dem Konzern dagegen nach den Worten Hochs das Blockheizkraftwerk in Hamburg, das mit Gas befeuert werde. „Gelingt es uns, diese Gasbefeuerung mit grünem Gas zu betreiben, dann wird alles gut sein“. Über 2025 hinaus habe man dieses Problem allerdings gelöst: Dann soll es im Hamburger Stadtteil Bergedorf am Standort der Keimzelle des Konzerns einen neuen komplett mit grüner Energie betriebenen Standort geben. 2022 sei die Entscheidung dazu gefallen, ihn komplett in Bergedorf auf der grünen Wiese im Innovationspark an der A25 zu bauen, sagte Hoch. Das Gasproblem sei dort dann mittels Alternativtechnologien gelöst - der Einzug in das Gebäude werde für 2027 erwartet.

© dpa-infocom, dpa:231023-99-665901/3

Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: