Nach Corona:Lockruf Home-Office

Lesezeit: 1 Min.

Jobausschreibungen beinhalten derzeit deutlich mehr Home-Office-Optionen. (Foto: Rainer Berg/imago images/Westend61)

Werden Büromenschen auch in Zukunft von Zuhause aus arbeiten? Stellenanzeigen geben einen Hinweis.

Von Kevin Gallant und Sophie Scholl

Die Corona-Pandemie hat viele Arbeitnehmer vom Büro an den heimischen Schreibtisch katapultiert. Wenn es ihnen dort gefällt, stehen die Chancen gut, dass sie weiterhin zumindest tageweise von zu Hause arbeiten können - auch bei einem Jobwechsel. Denn Unternehmen schreiben immer mehr Stellen mit der Option auf Home-Office aus. Das zeigt eine Studie des Instituts für Wirtschaftsforschung (Ifo) und der Katholischen Universität Eichstätt-Ingolstadt.

Insgesamt wurden mehr als 35 Millionen Stellenanzeigen von mehr als 200 Unternehmenswebsites und Online-Stellenbörsen aus den Jahren 2014 bis 2021 ausgewertet. Es zeigt sich: Zwischen 2019 und 2021 hat sich der Anteil von Angeboten mit der Option auf Home-Office mehr als verdreifacht. Während 2019 nur etwa 3,3 Prozent der Ausschreibungen ein Home-Office-Angebot enthielten, waren es im Jahr 2021 mehr als zwölf Prozent. Gerade in Berufen, in denen Heimarbeit bislang nicht üblich war, etwa im Baugewerbe oder im Bildungsbereich, sei ein starker Anstieg zu verzeichnen, heißt es in der Studie. Der Anteil stieg hier fast um das fünffache. Aber auch in Branchen, in denen viele Firmen ihren Mitarbeitern bereits vor der Pandemie Home-Office Möglichkeiten angeboten haben, hat sich der Anteil vervierfacht. Dazu gehört zum Beispiel die Finanz- und Versicherungsbranche. In der Informations- und Kommunikationsbranche hat sich der Anteil verdreifacht.

Ein Trend, der sich auch bei der direkten Befragung von Unternehmen manifestiert, wie das Leibniz-Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) in einem entsprechenden Branchenreport der Informationswirtschaft und des Verarbeitenden Gewerbes feststellt. Demnach rechneten viele Unternehmen der beiden Branchen schon zu Beginn der Pandemie mit einer Ausweitung des Angebots zum Home-Office, korrigierten ihre Einschätzungen im Laufe der Zeit allerdings immer weiter nach oben: Im Juni 2020 planten fast zwei Drittel der befragten Unternehmen damit, Home-Office auch nach der Pandemie einzusetzen, ein Jahr später sind es bereits 74 Prozent.

Auf der Arbeitnehmerseite sehen die Forscher des ZEW ebenfalls steigendes Interesse daran, von Zuhause aus zu arbeiten. "So geht derzeit etwa jedes zweite Unternehmen in der Informationswirtschaft davon aus, dass langfristig mehr als 20 Prozent der Beschäftigten mindestens einmal wöchentlich im Home-Office arbeiten werden", sagt ZEW-Wissenschaftler Daniel Erdsiek. Noch im Juni vergangenen Jahres rechnete nur jedes dritte Unternehmen damit.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: