Hilfsfonds für Banken:Ackermanns Hängematte

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Staaten und Banken sollen gemeinsam einen Hilfsfonds für Banken auflegen, fordert Josef Ackermann. Dabei müssten sich die Institute eigentlich selbst gegen Krisen versichern.

Claus Hulverscheidt

Was macht dieser Mensch nur falsch, dass er dauernd missverstanden wird? Wohl niemand würde bestreiten, dass Josef Ackermann ein fähiger Manager ist, der die Deutsche Bank bisher umsichtig durch die Finanzkrise manövriert hat. Er engagiert sich gesellschaftlich, kulturell - und doch:

Josef Ackermann fordert einen Krisenfonds für Banken - Staat und Institute sollen ihn füllen. (Foto: Foto: getty)

Da war dieses Victory-Zeichen im Mannesmann-Prozess, da war jener Satz, wonach er sich "schämen" würde, den von ihm mit erdachten Bankenrettungsschirm des Bundes in Anspruch zu nehmen, und da ist jetzt der Vorschlag, mit Hilfe des Steuerzahlers einen Dauer-Hilfsfonds für die europäische Geldindustrie einzurichten, eine Art "Vollkasko für Banken", wie es in einer Zeitung hieß. Immer wieder, so scheint es, reißt der Mann mit dem Hintern ein, was er mit eigener Hände Arbeit aufgebaut hat.

Beim Victory-Zeichen wie beim Wort von der Scham hieß es später, es sei so nie gemeint gewesen beziehungsweise überhaupt gefallen. Und auch diesmal werden Ackermanns Helfer wieder darauf verweisen, dass ihr Chef zu den wenigen Top-Bankern der Welt gehöre, die in der Finanzkrise frühzeitig Fehler eingeräumt und Verbesserungsvorschläge gemacht hätten. Beides ist richtig - und dennoch dürften die Reaktionen auf seine jüngste Idee wieder einmal verheerend ausfallen. Ein echter Ackermann eben.

Diesmal ist der Vorschlag allerdings auch in der Sache ohne Wenn und Aber falsch, denn die alles entscheidende Frage für die Politik lautet derzeit: Wie kann verhindert werden, dass Regierungen jemals wieder in eine Situation kommen, in der ihnen zur Abwehr einer ökonomischen und damit letztlich gesellschaftlichen Katastrophe nichts anderes übrig bleibt, als eine miserabel geführte Bank mit Steuergeldern zu retten? Die erste von zwei möglichen Antworten ist die Zerschlagung von Instituten, die schlichtweg zu groß sind.

Dagegen sprechen allerdings die Erfahrungen in den USA, schließlich zählte der Krisenverstärker Lehman Brothers ja gerade nicht zur Riege der global tätigen Universalbanken. Ackermanns Argument, verkleinerte Institute könnten großen Konzernen zudem keine Leistungen aus einer Hand anbieten, ist dagegen vorgeschoben: Schon heute werden Großaufträge oft von einem Bankenkonsortium übernommen - auch zur Risikostreuung übrigens.

Die bessere Möglichkeit ist dennoch eine Kombination aus schärferen Eigenkapitalregeln, welche die Systemrelevanz der Bank widerspiegeln und die Risikobereitschaft dämpfen, sowie einem EU-weiten Notfallfonds, der angezapft wird, wenn allen Vorkehrungen zum Trotz ein Institut in Schieflage gerät. In den Fonds einzahlen müssten alle Institute, da nur so die nötige dreistellige Milliardensumme zusammenkäme.

Steuergelder hingegen dürften nicht fließen, da das Versicherungsprinzip pervertiert und in eine Art staatlichen Bestandsschutz für marode Banken verkehrt würde. Tatsächlich will Ackermann gar keinen Vollkaskoschutz. Er will eine Hängematte - falls er nicht wieder missverstanden wurde.

© SZ vom 18.11.2009 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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