Herkunftsbezeichnung:Schluss mit dem Wirrwarr auf Wein-Etiketten

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Ziehen Blicke auf sich: Weine mit kreativ gestalteten Etiketten. (Foto: dpa)
  • Kunden sollen künftig auf den ersten Blick erkennen können, wie qualitativ hochwertig ein Wein ist.
  • Der Deutsche Weinbauernverband plant ein sechsstufiges Pyramidensystem auf den Etiketten.
  • Entscheidend soll die Herkunft der Trauben sein.

Von Josef Kelnberger

Eine gute Flasche Wein ist das passende Mitbringsel für jedes Fest, aber was tun, wenn man von Wein wenig bis keine Ahnung hat? Mit der Zweiliterflasche Lambrusco jedenfalls braucht sich niemand mehr blicken zu lassen, aber womit sonst? Ein paar Grundregeln helfen, sich nicht zu blamieren: Bei französischen Weinen hält der Laie gern Ausschau nach Bordeaux oder Burgunder, jedenfalls nach der Herkunftsbezeichnung AOC, bei italienischem fahndet er nach DOCG und landet gern beim Chianti. Aber das deutsche Wein-Etikett? Ein Buch mit sieben Siegeln.

Die gute Nachricht: Der Deutsche Weinbauverband (DWV) will nun Ordnung stiften im "Bezeichnungsdschungel". Wie in Frankreich, Italien und auch Spanien soll die Herkunft des Weins auf dem Etikett für Qualität bürgen - und nicht mehr bloß als Geburtsort der Trauben verstanden werden. Der Verband plant ein sechsstufiges Pyramidensystem. Ganz unten stünde der Wein ohne Herkunftsangabe, in der Mitte der Landwein, ganz oben der Wein von einer einzigen Rebfläche. Das Prinzip also: Je enger die Herkunft auf dem Etikett gefasst wird, vom Gebiet über den Ort bis hin zur Lage, desto höher ist die Qualität. Bis jetzt steht die deutsche Weinpyramide auf dem Kopf. Noch gibt es jede Menge Qualitäts- oder Prädikatswein, Bezeichnungen wie "Classic" oder "Selection" sollen zusätzlich Orientierung geben. Tun sie aber nicht.

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Auf Zustimmung stößt die geplante Reform beim "Verband Deutscher Prädikatsweingüter", VDP, kein Wunder, denn die Vereinigung von etwa 200 Spitzenwinzern verfährt genau so bei der Kennzeichnung ihrer Produkte: die Herkunft als entscheidendes Kriterium, verbunden mit strenger Qualitätskontrolle. An der Spitze steht das "Große Gewächs", das der Franzose "Grand Cru" nennt.

DWV-Präsident Klaus Schneider lässt wissen, noch in der laufenden Legislaturperiode solle die Reform des Weingesetzes angestoßen werden, mit der man die Vorgaben der Europäischen Union erfüllen will. Aber geht das so schnell? Die Schutzgemeinschaften, die derzeit in den Weinbaugebieten gegründet werden, sollen über die Umsetzung der Reform entscheiden. Doch es gibt unterschiedliche Interessen von Weingütern, Kellereien, Genossenschaften. Für manche könnte die Existenz auf dem Spiel stehen.

Ein Fehlurteil kann im neuen System fatale Folgen für Winzer haben

Mosel-Winzer Ulrich Stein etwa begrüßt die Reformpläne, fordert aber, das System der Kontrollen zu verfeinern. Mit einer technischen Analyse wird der berühmte "Grad Oechsle" bestimmt, entscheidend aber kommt es auf das Urteil von Gutachtern an, die Punkte zwischen 0 und 5 vergeben. Stein arbeitet als ehrenamtlicher Sachverständiger. Ein Fehlurteil, sagt er, könne im neuen System fatale Folgen haben für einen Winzer, der seine Lage nicht mehr ausweisen darf.

Stein hat es seinen Kunden mit seinen Etiketten früher einfach gemacht. Immer wieder wurden sie von befreundeten Künstlern gezeichnet, von Robert Gernhardt etwa oder auch Loriot, der ihm eine "Steinlaus" zeichnete. Wer derzeit als Wein-Laie nach prägnanten Etiketten sucht, der findet in Aldi-Regalen "Günther-Jauch-Wein". Wie gut der schmeckt, darüber gehen die Meinungen auseinander.

© SZ vom 04.04.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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