Ungarns Touristenrestaurants preisen am liebsten einheimische Weine an, allen voran Tokajer aus dem Norden oder Stierblut aus der Region Eger. Die Ungarn hingegen trinken gern auch mal ein Bierchen. Der Pro-Kopf-Verbrauch liegt bei etwa 80 Litern im Jahr, Tendenz steigend. Daran verdienen allen voran zwei große, internationale Konzerne: SAB Miller und die Heineken-Brauerei mit ihrer Tochter Heineken Hungaria.
Mit Heineken streitet die Regierung von Viktor Orbán schon seit Monaten. Und dieser Streit ist nun in die zweite Runde gegangen. Aus Budapest heißt es, man plane die Verabschiedung eines Gesetzes, das die Verwendung nationalsozialistischer und kommunistischer Symbole unter Strafe stellt - und der rote Stern, das Emblem von Heineken, müsse vor diesem Hintergrund womöglich verboten werden. Es sei eine "moralische Verpflichtung", die kommerzielle Nutzung von Hakenkreuz, Hammer und Sichel oder rotem Stern zu untersagen, zumal der Stern von Heineken "offensichtlich politische Bedeutung habe".
Das geplante Verbot könnte ein Racheakt sein
Offensichtlich politische Bedeutung - und dazu auch einen ökonomischen Hintergrund - hat allerdings eher der Konflikt, der dieser Posse zugrunde liegt. Erst unlängst hatte sich die Regierung nämlich für einen Boykott von Heineken-Bier ausgesprochen. Der Grund: Eine kleine Brauerei in Rumänien, die einem ungarnstämmigen Unternehmer gehört, hat einen Namensstreit mit dem Konzern um ein Bier verloren, das bei der ungarischen Minderheit in Rumänien Csiki Sör heißt. Heineken vertreibt in Rumänien eine Biermarke namens Ciuc Premium, was - auf ungarisch - Csiki Premium heißen würde.
Ein Gericht entschied für Heineken, Csiki Sör darf nicht mehr Csiki Sör heißen. Das empörte die Regierung im Nachbarland Ungarn. Sie sieht sich als Schutzmacht ihrer Minderheiten jenseits der Grenzen. Gleichzeitig versucht sie, die Anhänger dieser Minderheiten mit freigiebig verteilten Pässen zu ungarischen Staatsbürgern zu machen. Der Streit um den roten Stern könnte also als Racheakt für die rumänische Causa gewertet werden, Heineken drohen immerhin sechs Millionen Euro Strafe.
Aber da ist noch ein Thema, das in diesen Konflikt hineinspielt: Orbán legt sich neuerdings wieder verschärft mit ausländischen Handelsketten an. Die Regierung in Budapest wie auch in den anderen Visegrád-Staaten wirft internationalen Konzernen vor, im Osten der EU Produkte mit schlechterer Qualität zu verkaufen als im Westen. Derzeit kursieren Gerüchte, Budapest wolle solche Konzerne mit Strafgebühren belegen.