Infrastruktur:Noch ein Interessent für den Hamburger Hafen

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Ein Containerschiff von MSC am Hamburger Hafen. (Foto: Christian Heinz/mauritius images / Alamy Stock Photo)

Die Hansestadt will die MSC-Reederei bei der HHLA reinholen. Doch nun gibt es heftige Gegenwehr Der Bundeskanzler betont unterdessen, wie wichtig Häfen für Deutschland sind.

Nach dem Milliardär Klaus-Michael Kühne erwägt nun auch der Hauptaktionär des Eurokai-Konzerns, Thomas Eckelmann, ein Gegenangebot für den Hamburger Hafen. Die Hansestadt, bislang der Großaktionär, will an der Hafengesellschaft HHLA die Reederei MSC maßgeblich mit fast 50 Prozent beteiligen. "Dieser Deal wäre eine Katastrophe für den Hamburger Hafen. Deshalb erwäge ich für die Eurokai-Gruppe, dem Senat ein Gegenangebot zu MSC zu unterbreiten. Zu den gleichen Konditionen", sagte Eckelmann dem Hamburger Abendblatt. Der Deal sei ein Affront gegenüber Hapag-Lloyd als größtem Reederei-Kunden des Hamburger Hafens, hatte Kühne zuvor gesagt. Er riet Hapag-Lloyd, an der er über seine Kühne Holding 30 Prozent hält, selbst ein Übernahmeangebot für 49,9 Prozent der HHLA-Aktien abzugeben: "Wenn Hapag-Lloyd es nicht tun würde, erwägt meine Kühne Holding AG, es kurzfristig zu tun."

Die weltweit größte Containerreederei MSC und der Senat hatten am Mittwoch mitgeteilt, dass das Schweizer Unternehmen beim Hamburger Hafenlogistiker HHLA einsteigen will. Der in Genf ansässige Konzern und die Hansestadt unterzeichneten dabei einen verbindlichen Vorvertrag zur Gründung einer strategischen Partnerschaft. Derzeit hält die Stadt rund 69 Prozent an der börsennotierten Hamburger Hafen und Logistik AG (HHLA). Diese soll künftig in einem Joint Venture gemeinsam geführt werden, wobei die Stadt 50,1 Prozent und MSC 49,9 Prozent der Anteile halten sollen.

Das Problem: Eine Übernahme durch andere Akteure als MSC gilt als sehr schwierig. Schon wegen des verbindlichen Vorvertrags dürfte die Stadt Hamburg ihre Anteile jenseits von 50,1 Prozent kaum an jemand anderen abtreten. Blieben noch die rund 31 Prozent im Streubesitz, um die sich MSC bereits mit einem Angebot von 16,75 Euro je Aktie bemüht. Drittanbieter könnten den MSC-Deal noch verhindern und den Status quo aufrechterhalten, wenn sie an mindestens zehn Prozent der Aktien gelangen.

Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hat unterdessen die strategische Bedeutung von Häfen für Deutschland betont und mehr Investitionen gefordert. Das Bundeskabinett werde hoffentlich noch in diesem Jahr die nationale Hafen-Strategie beschließen, sagte Scholz am Donnerstag in einer Rede auf der Nationalen Maritimen Konferenz in Bremen. Die deutschen Häfen seien von vielen Entscheidungsträgern lange Zeit vernachlässigt worden, kritisierte der frühere Hamburger Bürgermeister.

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Der schweizerisch-italienische Konzern MSC will knapp die Hälfte der HHLA übernehmen. Der größte Kunde, die Reederei Hapag-Lloyd, ist schwer verärgert. Und auch Milliardär Klaus-Michael Kühne findet das alles gar nicht lustig.

Von Caspar Busse

Auf die am Mittwoch bekannt gewordene Übernahmeofferte der Containerreeder MSC bei dem größten Terminalbetreiber der Hansestadt Hamburg ging der Kanzler nicht ein.

© SZ/Reuters/dpa/mri - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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