Großbritannien:Die Queen soll sparen

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Angesichts leerer Kassen suchen britische Poliker händeringend nach Möglichkeiten, Staatsausgaben zu sparen. Selbst das Königshaus bleibt nicht verschont.

Andreas Oldag

Muss auch die Queen sparen? Diese Frage erhitzt die Gemüter in Großbritannien. Bislang haben es die Untertanen widerspruchslos hingenommen, dass die Royals die Steuerzahler einige Millionen pro Jahr kosten. Doch seit Politiker vor leeren Kassen warnen und Einschnitte bei Sozial- und Bildungsausgaben in Aussicht stellen, muss sich auch die königliche Familie fragen, welchen Beitrag sie zur Sanierung der öffentlichen Haushalte leisten will.

Das Problem ist, dass sich die staatlichen Zuschüsse für den Unterhalt der Royals nicht so rasch anpassen lassen. Die sogenannte Zivilliste, in welcher die laufenden Ausgaben wie etwa des Buckingham Palasts festgelegt sind, gilt für einen Zeitraum von jeweils zehn Jahren. Parlamentarier sind also machtlos, die Ausgabenstruktur in einer normalen Legislaturperiode zu verändern.

Eine absurd lange Zeit

2011 gibt es erstmals nach Jahren wieder die Chance, dass das Unterhaus ein Wort mitreden kann, aber nur für den Ausgabenrahmen vom Jahr 2020 an. Nach Meinung von Kritikern eine absurd lange Zeit, weil niemand voraussagen kann, wie viel die Royals in einer Dekade an Leistungen brauchen.

Das politisch brisante Problem hat nach einem Bericht der Zeitung Guardian zu Gesprächen zwischen Finanzministerium und Beamten des Buckingham Palasts geführt. Die Positionen liegen weit auseinander: Während die Queen angeblich wissen ließ, der Ausgabenrahmen von 7,9 Millionen Pfund (etwa 9,1 Millionen Euro) jährlich solle aufgestockt werden, will Schatzkanzler Alistair Darling ein Spar-Signal setzen.

So passe es nicht in die Landschaft, wenn die königliche Familie weiter auf großem Fuße lebe, die Bürger aber den Gürtel enger schnallen sollten, heißt es im Finanzministerium. Zudem weisen Darlings Beamte daraufhin, dass die Konten der Zivilliste derzeit ein Guthaben von 21 Millionen Pfund aufweisen. Dies ist vor allem Ergebnis eines großzügigen Inflationsausgleichs, den die konservative Regierung unter John Major Anfang der 90er Jahre gewährt hatte. Damals waren die Budgetplaner von einer Jahresteuerung von 7,5 Prozent ausgegangen. Die Inflation lag jedoch niedriger und bescherte der Queen deshalb einen ansehnlichen "Windfall Profit".

Die Tories sind aber kaum königstreuer als Labour: So hat sich Oppositionsführer David Cameron auf die Seite von Darling gestellt und erklärt, dass die Briten alle Anstrengungen unternehmen müssten, die öffentlichen Finanzen zu sanieren - die Royals eingeschlossen.

Spott über Reisekosten

Gefahr, dass Königin Elizabeth II nun in Armut darben muss, besteht nicht. Die Zivilliste ist nur eine von mehreren Finanzquellen. So kommen der Queen beispielsweise auch Einnahmen aus Ländereien zugute. Insgesamt beliefen sich die steuerfinanzierten Ausgaben für die britische Monarchie im vergangenen Jahr auf 41,5 Millionen Pfund.

Umgelegt auf den einzelnen Untertanen bedeutet dies einen Betrag von 69 Pence. Darin sind nicht die Kosten für den Polizeischutz der Königsfamilie oder für die Armee-Zeremonien eingeschlossen, die bei königlichen Anlässen abgehalten werden. Die Ausgaben hierfür schätzen Experten auf etwa 100 Millionen Pfund jährlich.

Obwohl die Queen bei ihren Untertanen beliebt ist, gibt es immer wieder Spott über hohe Reisekosten. So empörte sich der konservative und ansonsten königstreue Daily Telegraph, dass sich Prinz Andrew 2008 einen Trip zu einem Wirtschaftsgipfel in Ägypten mit 50 000 Pfund vom Steuerzahler finanzieren ließ.

© SZ vom 29.09.2009/cmat - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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