Griechenland in Not:Ich kaufe ... eine Insel

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Not macht erfinderisch: Griechenland könnte seine Inseln verkaufen, sagt ein CDU-Politiker. Die sind aber längst im Angebot, weshalb sich die Griechen andere Geldquellen ausdenken.

Christiane Schlötzer

Was ist billiger als ein Ski-Chalet in Aspen am Fuß der Rocky Mountains oder ein Apartment auf der Upper East Side in New York? Die Antwort lautet: eine griechische Insel.

Jedenfalls versprechen dies exklusive Maklerfirmen, die als "ultimatives Status-Symbol" auch griechische Inseln im Angebot haben, für zwei bis 20 Millionen Dollar. Berühmtester Privatbesitzer eines solchen Eilands war einst der griechische Reeder Aristoteles Onassis.

Die Idee des Vorsitzenden der CDU-Mittelstandsvereinigung, Josef Schlarmann, ist daher nicht gerade neu. "Ein Bankrotteur muss alles, was er hat, zu Geld machen", hat Schlarmann zu Bild gesagt und zum Verkauf bislang unbewohnter Inseln geraten.

Gewiss, ein paar noch nicht privatisierte Felsbrocken ließen sich in der Ägäis sicher noch finden. Aber viele der über 3000 Eilande liegen gefährlich nah der türkischen Küste. Sie eignen sich daher kaum für das Onassis-Gefühl, weil sie häufig von Flüchtlingen nach einer Überfahrt mit dem Schlauchboot instandbesetzt werden.

Aber Griechenland, und da hat Schlarmann recht, hätte durchaus noch etwas zu verkaufen: etwa den staatlichen Energieversorger DEI. Entsprechende Bemühungen stießen in der Vergangenheit auf anhaltenden Widerstand der stets streikbereiten Gewerkschaften.

Ihr Protest war besonders eindrucksvoll, denn sie drehten der Hauptstadt Athen einfach stundenlang den Strom ab. Andere Staatsunternehmen sind schon privatisiert, die hochdefizitäre Fluglinie Olympic Airlines beispielsweise. Die war einst ein nationales Symbol, vor fünf Monaten wurde sie bereits an eine Investorengruppe veräußert.

Auch viele Griechen denken derzeit darüber nach, wie ihr Staat zu Geld kommen könnte - nicht nur mit dem Verkauf von immer neuen Staatsanleihen. Die Regierung möchte dabei mit gutem Beispiel vorangehen. Premierminister Giorgos Papandreou hat seinen teuren Dienstwagen gegen ein wesentlich kleineres Modell eingetauscht, und Regierungssprecher Giorgos Petalotis nutzte bei einem Deutschlandbesuch vor wenigen Tagen einen ICE mit Zweiter-Klasse-Ticket.

Parlamentspräsident Filippos Petsalnikos hat die Einrichtung eines Kontos vorgeschlagen, auf das auch im Ausland lebende Griechen ihr Scherflein einzahlen könnten, um ihre Solidarität mit Hellas zu zeigen.

Her mit dem Geld!

Die Griechen waren lange Zeit ein Volk von Auswanderern, sie kamen dabei bis ins ferne Australien. Dort wurden nun schon fünf Millionäre mit griechischen Wurzeln aufgetrieben die sich aber zugeknöpft zeigten. Vier wollten gar nichts zu der Idee sagen, einer lehnte brüsk ab, einen Obolus zu entrichten, mit der Begründung: Schließlich habe man bei gelegentlichen Besuchen der alten Heimat gesehen, wie unbekümmert die Griechen lebten und mit ihrem Geld umgingen. So berichteten es griechische Zeitungen am Donnerstag.

Papandreou hat unterdessen erzählt, wie Solidarität auch aussehen kann. Ein Mann habe ihm auf der Straße sein ganzes Gehalt angeboten. Das Kabinett beschloss danach, den Staatsbeamten erst einmal Weihnachts- und Urlaubsgeld zu kürzen.

Um Kosten zu sparen, hatte Papandreou beim Amtsantritt auch das Kultur- mit dem Tourismusministerium zusammengelegt. Diesen Synergieeffekt möchte die Vizechefin des Ressorts, Angela Gerekou, jetzt für eine Werbekampagne nutzen, mit deren Hilfe die Wirkung der soeben beschlossenen Mehrwertsteuererhöhung verblassen soll.

Gerekou denkt dabei an Hollywoodstars mit griechischen Wurzeln, wie Nia Vardalos ( My Big Fat Greek Wedding) oder Jennifer Aniston, geborene Jennifer Joanna Anastassakis. Auch auf Tom Hanks, der mit griechischstämmiger Gattin gern in Hellas - auf einer Insel natürlich - Zeit verbringt, hat Gerekou nach einem Bericht der in Athen erscheinenden Griechenlandzeitung ein Auge geworfen - wegen möglicher Dreharbeiten" vor ägäischer Kulisse.

Vizeaußenminister Dimitris Droutsas warnt dagegen vor allzu verwegenen Ideen. "Ich habe gehört, dass wir auch noch die Akropolis verkaufen sollen", empörte sich Droutsas in einem ARD-Interview. "Wir sollten doch ernsthaft bleiben."

Im Video: Tausende Menschen haben am Donnerstagabend in Athen gegen die Sparprogramme der griechischen Regierung protestiert. Dabei kam es zu Ausschreitungen.

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© SZ vom 05.03.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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