Wenn ein kleines Land wie die Schweiz in irgendetwas Weltspitze ist, wird das bei jeder Gelegenheit erwähnt. Schon Schweizer Kinder wissen, dass ihr Land in einigen Nischen top ist: das beste Bankwesen, die innovativste Pharmabranche, die schönsten Uhren und die leckerste Schokolade. Über eine andere Branche redet man dagegen eher selten, und zwar über den Handel mit Rohstoffen. Auch hier ist die Schweiz spitze, aber lieber im Verborgenen.
Besonders deutlich wird das im Goldhandel. Gold wird in Schweizer Raffinerien aufbereitet und zu handlichen Barren gepresst. Die Mengen sind gewaltig: Vier der sechs größten Goldraffinerien der Welt befinden sich in der Schweiz. Oder anders ausgedrückt: Die Schweiz raffiniert 70 Prozent der weltweiten Gold-Produktion. Dabei taucht der Rohstoff nicht nur auf den Computern von Händlern auf, sondern gelangt ganz real ins Land - und wieder hinaus. Die Aufbereitung und der Verkauf von Gold leisten so einen wesentlichen Beitrag zum schweizerischen Bruttoinlandsprodukt.
Herkunftsland: Togo - doch das kann nicht sein
Bei der Schweizer Nichtregierungsorganisation Public Eye ist man sich dieser Fakten seit Jahren bewusst. So richtig auf das Thema gestoßen wurden die Aktivisten jedoch erst Anfang 2014, als die Schweiz erstmals die Ein -und Ausfuhr von Gold in der jährlichen Außenhandelsstatistik auflistete. Zuvor hatte das Land diese Informationen mehr als zwei Jahrzehnte lang zurückgehalten. Grund dafür sollen damals die Beziehungen zum südafrikanischen Apartheid-Regime gewesen sein. Genaueres weiß man nicht - Schweizer Diskretion.
Doch seither gibt es Zahlen, bemerkenswerte Zahlen. Allein im Januar 2014 führte die Schweiz Gold, Silber und Edelmetalle im Wert von knapp sieben Milliarden Euro ein, ausgeführt wurden Edelmetalle im Wert von etwa sechseinhalb Milliarden Euro, der überwiegende Teil davon Goldbarren.
Die Aktivisten von Public Eye wollten mehr über die Herkunft dieses Goldes wissen. Als Herkunftsland stand da oft: Togo. "Doch Togo hat gar kein eigenes Gold", sagt Sprecher Oliver Classen. "Wir haben damit gerechnet, dass sich die Raffinerien nicht um die Herkunft ihres Rohstoffes kümmern, auch weil sie ahnen, dass in einigen Ländern Westafrikas keine Steuern und Zölle gezahlt werden" sagt Classen. Doch als sie dann dem Rohstoff hinterher reisten, hätten sie erkannt, dass sie es noch mit ganz anderen Problemen als Steuerausfällen in bitterarmen Ländern zu tun hatten.