GM plant Werksschließungen in Europa:Opel rechnet Standortschließung in Bochum durch

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Das Werk gilt schon länger als gefährdet: Opel-Mutterkonzern General Motors hat offenbar bereits durchgespielt, was es kosten würde, den Standort Bochum dichtzumachen. Eine Entscheidung sei zwar noch nicht gefallen - doch schon kommende Woche soll der Aufsichtsrat einen neuen Geschäftsplan verabschieden, der tiefe Einschnitte vorsieht.

Die Verantwortlichen beim Opel-Mutterkonzern General Motors haben durchgerechnet, was es kostet, das Werk in Bochum zu schließen, berichtet das Handelsblatt. Aktuell arbeiten hier nach Werksangaben noch 3200 Beschäftigte direkt im Unternehmen sowie rund 1000 Menschen bei Partner- und Fremdfirmen. Schon kommende Woche könnte der Aufsichtsrat entscheiden, dass der Standort geschlossen wird, meldet die Nachrichtenagentur Reuters. Auch das Werk im britischen Ellesmere Port gilt als besonders gefährdet.

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Seit drei Jahren kommt Opel nicht aus den negativen Schlagzeilen. Mal wird ein Werk geschlossen, mal fehlt das Geld, mal kommt ein Investor nicht zum Zug. Neue Milliardenverluste setzen dem Konzern zu. Opels Niedergang

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Opel hat deutliche Überkapazitäten. Die Werke sind nur zu drei Vierteln ausgelastet. Im Januar und Februar ist der Absatz um 20 Prozent gesunken. Der Mutterkonzern GM will das defizitäre Europageschäft in den Griff bekommen, das aus Opel und zum kleineren Teil aus der britischen Marke Vauxhall besteht. Die Sparte schrieb 2011 knapp 750 Millionen Dollar Verlust. Daher gibt es seit längerem Spekulationen über harte Einschnitte, der Standort Bochum gilt schon seit geraumer Zeit als Kandidat für eine Schließung.

GM hatte Anfang des Monats eine Zusammenarbeit mit dem französischen Autohersteller Peugeot-Citroën verkündet. Opel hatte bereits befürchtet, dass die Allianz nur bedingt für Entlastung in Rüsselsheim sorgt.

Am kommenden Mittwoch werde sich der Aufsichtsrat der GM-Tochter mit einem Geschäftsplan befassen, der wohl die Schließung zweier Werke und damit die Senkung der Produktionskapazitäten um 30 Prozent vorsehe, heißt es aus Konzernkreisen. Beide Werke zu schließen, würde laut Handelsblatt etwa 1,5 Milliarden Euro kosten.

"GM hat wiederholt erklärt, dass es angesichts von Überkapazitäten von 500.000 Fahrzeugen pro Jahr zwei Werke zu viel gebe. Der neue Produktionschef hat ein Werk nach dem anderen besucht und spielt sie gegeneinander aus", sagte ein Aufsichtsratsmitglied aus dem Arbeitnehmerlager. "Wir kennen die Kernpunkte des neuen Geschäftsplans. Dieser sieht Werksschließungen vor, Wachstum soll es für Opel nicht geben."

Aus dem Unternehmen hieß es, es sei keine Entscheidung über Werksschließungen in Europa getroffen worden. Der Handlungsspielraum des Opel-Managements werde aber zunehmend enger. "Wenn es so schlecht läuft, muss man Entscheidungen treffen. Es geht nicht so sehr darum, was wir oder die Gewerkschaften wollen - es ist das Umfeld, das uns zwingt." Man dürfe nicht viel mehr Zeit verlieren.

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