Kooperation zwischen General Motors und Peugeot-Citroën:Opel hofft auf Allianz der ungleichen Partner

Gute Neuigkeiten für den angeschlagenen Autobauer Opel: Mutterkonzern General Motors arbeitet künftig mit dem französischen Hersteller Peugeot-Citroën zusammen. Die Kooperation soll Kosten auf dem europäischen Markt sparen. Die Opelaner hierzulande können sich aber nicht in Sicherheit wiegen - GM erwartet von den Deutschen vor allem schnelle Erfolge.

Thomas Fromm

Der US-Autobauer General Motors (GM) will seine angeschlagene Tochter Opel mit Hilfe einer umfassenden Allianz mit Peugeot-Citroën (PSA) wieder auf Vordermann bringen. Wie die Amerikaner und der französische Hersteller am Mittwochabend bekannt gaben, übernimmt GM im Zuge der Kooperation sieben Prozent an Peugeot und wird damit zweitgrößter Aktionär an dem traditionsreichen Unternehmen, in dem noch immer die Familie starken Einfluss hat. Die Franzosen profitieren direkt von der Liaison - ihnen fließen über die Kapitalerhöhung eine Milliarde Euro direkt zu.

Die Amerikaner aus Detroit und die klammen Franzosen - die Allianz der ungleichen Partner gilt in der Branche schon jetzt als spannendes, aber auch riskantes industrielles und kulturelles Experiment. Die Not treibt sie zusammen: Auf dem europäischen Markt wollen beide nun massiv Kosten senken. GM hat dabei vor allem sein angeschlagenes Europa-Geschäft im Auge: Im vergangenen Jahr hatte Opel Verluste von 747 Millionen Dollar angehäuft, während die US-Mutter Milliardengewinne machte. Auch Peugeot schrieb im hart umkämpften europäischen Markt hohe Verluste.

Jetzt wollen die beiden ihren Einkauf bündeln und gemeinsame Fahrzeugarchitekturen, Komponenten und Module benutzen. Die Rechnung der neuen Partner: Nach fünf Jahren will man auf Einsparungen von rund 1,5 Milliarden Euro im Jahr kommen. Das erste gemeinsam entwickelte Modell wird erst für 2016 erwartet. Für Opel könnte diese Langfristplanung allerdings ein Problem sein: GM will bei den Deutschen schnelle Erfolge sehen. "Diese Allianz ersetzt nicht unsere anhaltenden Bemühungen, unser Europageschäft profitabel zu machen", sagte der Chef des Opel-Mutterkonzerns General Motors, Dan Akerson, am Abend in einer Telefonkonferenz. Und GM-Strategiechef Stephen Girsky sagte, die Allianz sei nur ein "weiteres Werkzeug im Werkzeugkasten".

Mit anderen Worten: Weitere Werkzeuge dürften folgen; die Opelaner, die zuletzt Angst vor Werksschließungen und neuen Sparrunden hatten, können sich wegen der amerikanisch-französischen Allianz nicht in Sicherheit wiegen. Der Opel-Betriebsrat sprach daher in einer ersten Reaktion auch von "Chancen und Risiken". Betriebsratschef Wolfgang Schäfer-Klug sagte: "Entscheidend ist, welche Freiheitsgrade Opel/Vauxhall bei der Ausgestaltung der weiteren Verträge mit PSA haben wird." Durch die Allianz dürfe es keine Nachteile für die Beschäftigten insbesondere in den europäischen Entwicklungs- und Produktionsstandorten entstehen. Die Identität der Marken Opel und Vauxhall müsse erhalten bleiben.

Zunächst dürfte also vor allem Peugeot Citroën von der Kooperation profitieren. Die Franzosen sind nach VW der zweitgrößte Autobauer Europas, bekommen aber die Absatzflaute in Europa gerade voll zu spüren. Im vergangenen Jahr hatte sich der Gewinn des Konzerns auf 588 Millionen Euro halbiert.

Bislang hatte PSA vor allem auf rein technologische Kooperationen mit anderen Herstellern gesetzt. So zum Beispiel mit BMW bei Benzinmotoren oder mit dem US-Autobauer Ford bei der Entwicklung von Diesel-Motoren. Eine tiefere Allianz mit Mitsubishi scheiterte 2010 an der Familie Peugeot. Noch ist völlig unklar, welche Bedeutung die bereits bestehenden Kooperationen für das neue Bündnis mit Opel haben werden.

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