Gigaset, die frühere Telefon-Sparte des Siemens-Konzerns, ist zahlungsunfähig. Der Anbieter von Kommunikationstechnologie habe deshalb beim zuständigen Amtsgericht in Münster einen Antrag auf Eröffnung eines Regelinsolvenzverfahrens für die Gigaset AG sowie einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens in Eigenverwaltung für die Tochtergesellschaft Gigaset Communications gestellt, teilte das Unternehmen am Dienstagabend mit. Hintergrund sei vor allem ein unerwarteter Umsatzrückgang im zweiten Halbjahr und eine deutlich unter den Planungen liegende Geschäftsentwicklung. Hinzu kämen eine anhaltend und sich zuspitzende schwache Nachfrage sowie eine Kaufzurückhaltung in Deutschland und Europa.
Der zu Jahresbeginn von Bosch gekommene Vorstandschef Magnus Ekerot machte das ehemalige Management für die Probleme verantwortlich: Es sei in den letzten Jahren nicht gelungen, den Rückgang im Kerngeschäft mit Schnurlostelefonen zu kompensieren. Diese "ungesunde und einseitige Geschäftsausrichtung" habe zur Schieflage beigetragen.
Gigaset mit Sitz in Bocholt ist nach eigenen Angaben mit rund 850 Mitarbeitern Europas Marktführer für Schnurlostelefone. Außerdem biete das Unternehmen Smartphones auf Android-Basis, Cloud-basierte Smart-Home-Angebote sowie Geschäftstelefonie-Lösungen. Die Entwicklungs-, Produktions- und Vertriebstätigkeiten für Schnurlostelefone würden trotz Insolvenz unverändert fortgeführt, hieß es. Ziel sei die nachhaltige Restrukturierung der wirtschaftlichen Basis. Das Unternehmen gehört seit 2014 mehrheitlich der Investmentfirma des chinesischen Investors Sutong Pan.