Studyflix:Bertelsmann entdeckt die Generation Z

Lesezeit: 2 Min.

Begehrte Zielgruppe: Teenager, die sich mit ihren Handys beschäftigen. (Foto: imago images/ingimage)

Der Medienkonzern kauft für viel Geld das Augsburger Start-up "Studyflix" und will ein Art Linkedin für junge Leute daraus machen.

Von Caspar Busse

Der Zusatz "Flix" weist auf Erfolg und auf Digitales hin: Netflix ist der erfolgreichste Streamingdienst der Welt, Flixbus ist ein großer Busbetreiber, der inzwischen weltweit expandiert. Nicht zuletzt deshalb wählten die beiden Gründer einer Web-Plattform für Schüler und Studenten vor fünf Jahren den Namen Studyflix. Angeboten werden unter anderem kostenlose Lernvideos für Schüler und Studierende sowie Karrieretipps. Finanziert wird das Ganze mit Werbung, etwa von Unternehmen, die attraktiv für spätere Mitarbeiter sein wollen. Inzwischen hat Studyflix nach eigenen Angaben sechs Millionen monatlich aktive Nutzerinnen und Nutzer.

Jetzt übernimmt der Gütersloher Medienkonzern Bertelsmann das Start-up aus Augsburg nach groben Schätzungen für rund 50 Millionen Euro, Angaben gibt es nicht. "Wir haben mit dieser Akquisition die Generation Z im Blick", sagt Carsten Coesfeld, der Chef von Bertelsmann Investments, der Sparte, die für den Konzern in junge Unternehmen investiert. "Der Kampf um Talente geht immer früher los, inzwischen schon in der Schule", meint er. Deshalb sei der Kontakt zu jungen Menschen entscheidend, die Zielgruppe besonders attraktiv.

Herauskommen könnte am Ende ein Art Linkedin, also eine Berufsplattform, für besonders junge Leute. Als Gen Z bezeichnet man Menschen, die zwischen 1997 und 2012 geboren sind und die in den kommenden Jahren auf den Arbeitsmarkt drängen. Bertelsmann zielt mit RTL, Penguin Random House (Bücher), BMG (Musik) oder Arvato (Dienstleistungen) derzeit auf ältere Kundengruppen.

Carsten Coesfeld leitet die Investmentfirma von Bertelsmann. (Foto: Sebastian Pfütze)

Coesfeld jedenfalls setzt große Hoffnungen auf diesen Bereich. Bertelsmann betreibt bereits Ausbildung.de, MeinPraktikum.de und Trainee.de - zusammen mit Studyflix kommen die Angebote künftig auf neun Millionen Nutzer. Die gesamte Zielgruppe in Deutschland, der Schweiz und Österreich schätzt er auf 15 Millionen Studierende und Schüler. "Der Markt insgesamt hat ein Volumen von etwa einer Milliarde Euro, und er wächst zweistellig", sagt Coesfeld. Bertelsmann werde an der Marke Studyflix festhalten, auch die beiden Gründer und die Belegschaft würden an Bord bleiben. "In den vergangenen Jahren hat sich das Geschäft von Studyflix in jedem Jahr mindestens verdoppelt, und es ist sehr profitabel", berichtet Coesfeld. Er möchte das Geschäft richtig groß machen: "Wir werden weitere Zukäufe machen. Das Thema Personalmarketing hat für uns das Potenzial, zu einer eigenen Sparte im Konzern zu werden."

Coesfeld leitet seit dem vergangenem Jahr den Bereich Bertelsmann Investments. Sein Bruder Thomas ist seit Monatsanfang Chef der Musiksparte BMG und Nachfolger von Hartwig Masuch. Carsten und Thomas Coesfeld sind Enkel des Firmenpatriarchen Reinhard Mohn (1921-2009). Die beiden gelten als große Hoffnung für Bertelsmann, ihnen werden auch Chancen auf den Vorstandsvorsitz eingeräumt, den derzeit Thomas Rabe innehat. Die Bertelsmann-Anteile gehören der Familie und Stiftungen. Der Kauf von Studyflix ist die bisher größte Transaktion, die Carsten Coesfeld getätigt. hat.

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