Die Schweizerische Nationalbank (SNB) läutet überraschend die Zinswende ein. Als erste größere Notenbank senkte sie am Donnerstag unerwartet ihren Leitzins um 0,25 Prozent auf 1,5 Prozent und schürte damit die Hoffnung, dass andere Zentralbanken bald nachziehen könnten.
Jerome Powell, der Chef der US-Notenbank Fed, hatte am Mittwoch baldige Zinssenkungen in Aussicht gestellt. Obwohl er sich nicht auf einen konkreten Zeitpunkt festlegte, wurden seinen Äußerungen so gedeutet, dass noch in diesem Jahr drei Zinsschritte nach unten mit jeweils 0,25 Prozent bevorstehen könnten. Derzeit liegt der Leitzins in den USA in einer Spanne von 5,25 bis 5,5 Prozent. "Die Inflation ist deutlich zurückgegangen, während der Arbeitsmarkt stark geblieben ist, und das sind sehr gute Nachrichten", sagte Powell.
Auch bei der Europäischen Zentralbank (EZB) mehren sich die Hinweise, dass für Juni eine Zinssenkung bevorsteht. Die britische Notenbank hat hingegen am Donnerstag erklärt, dass sie angesichts einer hartnäckig hohen Inflation im Land vorerst an ihrer straffen Linie festhält.
In der Schweiz liegt die Inflationsrate seit einigen Monaten wieder niedriger als zwei Prozent; für 2024 sind 1,4 Prozent Inflation prognostiziert. Das ist jene Marke, die auch EZB und Fed als oberste Grenze für die Teuerung anvisieren. "Die SNB ist die erste Zentralbank, die den Sieg über die Inflation verkündet", sagte Karsten Junius, Chefökonom der Bank J.Safra Sarasin.