Karstadt Kaufhof:Galeria bekommt alten Bekannten als neuen Chef

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Olivier van den Bossche, gerade noch in Köln, jetzt in Essen. (Foto: Henning Kaiser/dpa)

Olivier van den Bossche übernimmt die Geschäfte des strauchelnden Warenhauskonzerns. Überraschend ist eher, dass der scheidende Chef befördert wird.

Von Michael Kläsgen

Warenhäuser können riesig sein, personell ist die Welt des Warenhauses in Deutschland aber winzig geworden. Neuer Chef des insolventen Konzerns Galeria Karstadt Kaufhof wird der Belgier Olivier van den Bossche, 48. Er war bis 2017 Chef von Galeria Kaufhof, ehe das Kölner Unternehmen vom Essener Rivalen Karstadt übernommen wurde. Bereits im vergangenen Jahr wurde er zum Vertriebsgeschäftsführer des fusionierten Unternehmens ernannt.

Neben Bossche ist ein weiterer ehemaliger Kaufhof-Manager im Führungsgremium des Konzerns Karstadt Kaufhof: Finanzchef Guido Mager. Beobachtern zufolge ist es nicht leicht, Top-Personal für das Unternehmen zu finden, das zweimal in zweieinhalb Jahren Insolvenz anmelden musste und dessen Zukunftsaussichten auch nach Abschluss des laufenden Verfahrens ungewiss sind.

Die 82 verbleibenden Warenhäuser sollen lokaler ausgerichtet werden

Bossche gilt als jovial, hemdsärmelig und nahbar. Er soll viel in den Filialen unterwegs und schnell beim "du" mit den Beschäftigten sein. Der Belgier hatte seine Warenhauskarriere einst bei Inno in Lüttich begonnen und das Unternehmen ab 2007 geleitet, bevor er 2014 zu Kaufhof wechselte.

Bossches Aufgabe bei Galeria wird nach Abschluss des laufenden Insolvenzverfahrens sein, die voraussichtlich verbleibenden 82 Galeria-Filialen lokaler an die jeweiligen Standorte auszurichten. Ein Konzept, das seit mindestens 20 Jahren immer wieder realisiert werden sollte, wie Kritiker meinen, sich aber bislang an den zentralen Strukturen der Warenhaus-Organisation stieß.

Dass Bossche kommt, ist nicht die eigentlich überraschende Nachricht. Damit war seit Wochen gerechnet worden. Weniger erwartet worden war hingegen, dass der bisherige Boss Miguel Müllenbach im Unternehmen bleibt. Er soll nach Österreich zur Muttergesellschaft Signa des Immobilienhändlers René Benko beordert werden. Damit wird er formell befördert. Nach Ende des Schutzschirmverfahrens soll Müllenbach in die Geschäftsführung der Signa Retail rücken. Über Signa Retail steuert Benko alle Handelsbeteiligungen der Signa Gruppe.

Zudem soll Müllenbach in den Aufsichtsrat von Galeria Karstadt Kaufhof einziehen. Möglich wurde die Rochade durch eine Vakanz: Zuvor hatte Signa vergeblich versucht, Günther Helm als neuen Chef für Signa Retail zu gewinnen. Der ehemalige CEO der Drogeriehändlers Müller entschied sich aber für einen Wechsel zum Handelskonzern Cenomi nach Saudi-Arabien. Die Lücke soll Müllenbach nun füllen.

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