DFB:Nationalmannschaft steht ohne Mode-Ausstatter da

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Ausstatter gesucht: Der Hersteller Boss hat den Vertrag mit der deutschen Nationalmannschaft auslaufen lassen. (Foto: Hugo Boss)
  • Hugo Boss hat still und leise den Mode-Ausstattervertrag mit dem Deutschen Fußball-Bund (DFB) auslaufen lassen - und bis heute ist kein Nachfolger gefunden.
  • Vorerst wird die Mannschaft daher in ihren Adidas-Trainingsanzügen zu den EM-Qualifikationsspielen anreisen.
  • Das klingt gemütlich und einheitlich - aber schick ist etwas anderes.

Von Stefan Mayr, Stuttgart

In einem sind die italienischen Fußballer ja unschlagbar, da sind sich die Experten und Expertinnen weltweit einig: bei der Mode. Wenn die Ragazzi mit ihren Dreiteilern von Dolce & Gabbana einfliegen und "bella figura" machen, dann schauen die Engländer, Franzosen und Deutschen vergleichsweise alt aus. Aber eines muss man den DFB-Kickern lassen, bei der Weltmeisterschaft 2018 haben sie den Klassenunterschied ein kleines bisschen verringert; zumindest mussten sie sich mit ihren Anzügen von Hugo Boss in coolem Navyblau und weißen Leder-Turnschuhen nicht verstecken. Aber jetzt ist Sonderbares passiert, und es droht ein Rückfall in alte Zeiten mit buntem Großkaro-Sakko.

Nach fünf schicken Jahren hat Boss den Mode-Ausstattervertrag zum Jahreswechsel still und leise auslaufen lassen, und bis heute hat der Deutsche Fußball-Bund noch keinen Nachfolger gefunden. Das wirft Fragen auf. Wie konnte das passieren, wo sonst doch jeder Quadratzentimeter vermarktet ist? Liegt es am Nicht-Interesse der Hersteller? An überzogenen Forderungen der Anzugträger in der DFB-Zentrale? Und vor allem: Stehen Jogi Löw und seine Buben bei der nächsten Flugreise nackig statt knackig da?

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Anfang Juni tritt die deutsche Nationalelf zum EM-Qualifikationsspiel in Weißrussland an. Wird bei der Anreise jeder Spieler mal schnell in den Anzug seines Vereins schlüpfen? Oder müssen die Profis noch ihre alten Boss-Teile auftragen, bis man neue Klamotten aufgetrieben hat? Der DFB gibt Entwarnung: Die Mannschaft werde in ihren Adidas-Trainingsanzügen anreisen. Das klingt gemütlich und zumindest einheitlich. Aber schick ist anders, wie schon Deutschlands Mode-Libero Karl Lagerfeld einst feststellte: "Wer eine Jogginghose trägt, hat die Kontrolle über sein Leben verloren."

Aber dieser Zustand muss ja nicht ewig dauern, wie ein Verbandssprecher verheißt: "Derzeit befindet sich der DFB hinsichtlich eines neuen Mode-Ausstatters in Gesprächen." Einen Namen nennt er nicht, was Raum für Spekulationen lässt: Prada oder Gucci wären eine Möglichkeit - und eine mächtige Ansage Richtung Italiener, die sich fortan warm anziehen müssten. Aber geht das überhaupt, deutsche Fußballerbeine in italienischem Designerhosen?

"Jogi Löw war schon besser angezogen"

Bevor Hugo Boss 2013 einstieg, war das ebenfalls schwäbische Unternehmen Strenesse offizieller Mode-Ausstatter des Nationalteams. Man erinnert sich an den blauen Kaschmir-Pulli von Bundestrainer Joachim Löw, der inzwischen im Deutschen Fußballmuseum hängt. Mit ihm feierte Löw eine Siegesserie und die Nachfrage war so groß, dass Strenesse mit der Produktion nicht nachkam. "Wir hätten mindestens 3000 verkaufen können", verriet Firmenchef Luca Strehle nach vierjähriger Zusammenarbeit. Aber nur 1800 konnte er herstellen. Den neuen Partner Boss aus Metzingen kommentierte Strehle so: "Jogi Löw war schon besser angezogen." Manchmal geht es in der Textil-Industrie halt härter zu als in der schottischen Liga. Die Lage der Branche ist angespannt, am Donnerstag verkündete Boss für das erste Quartal einen Gewinneinbruch. Der Umsatz stieg zwar leicht auf 664 Millionen Euro, aber der operative Gewinn sank um 22 Prozent auf 55 Millionen. Gründe: Konzernumbau, Digitalisierung, Währungseffekte.

Dass sich Hugo Boss vom DFB zurückzieht, hat nach Angaben des Unternehmens nichts zu tun mit dem sportlichen Misserfolg oder anderen peinlichen, mitunter unter die Gürtellinie gehenden Auftritten von Löw und anderen DFB-Vertretern. "Wir konzentrieren uns jetzt auf internationale Klubmannschaften", sagt eine Sprecherin. Real Madrid, Bayern München, Paris Saint-Germain, Tottenham Hotspur und AS Rom heißen die neuen Partner. Diese seien öfter im Einsatz als ein Nationalteam. Und meist scheiden sie nicht in der ersten Runde aus.

© SZ vom 03.05.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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